5.5 Der BdV-Landesverband Hessen und die Landsmannschaften der Heimatvertriebenen

"Der Bund der Vertriebenen ist der Dachverband der deutschen Vertriebenenverbände" - sagt die wikipedia. Aber ist das nicht seltsam? Ist der BdV nicht selbst ein Vertriebenenverband? Was bedeutet Dachverband? und wer steckt alles unter dem Dach? 

Die Vertriebenen wollten sich an ihren Ankunftsorten schon früh in Vereinen und Interessengemeinschaften organisieren. Anfangs stand dem aber noch das Koalitionsverbot der Alliierten in den Besatzungszonen entgegen. Die Briten und US-Amerikaner fürchteten, dass sich Vertriebenenvereine zu harten Gegnern der entstehenden Nachkriegsordnung (die sie ja ihre Heimat gekostet hatte) entwickeln würden.  Gegen Ende der 40er Jahre wurden dann aber verschiedene Vereinsgründungen gestattet. Diese schlossen sich 1949 in Frankfurt zum 'Zentralverband der vertriebenen Deutschen' ZvD, dem Vorgänger des BdV zusammen.

Die unterschiedlichen Vertriebenenvereinigungen organisierten sich in einer Art Doppelstruktur:

• BdV-Landesverbände – wo lebst du?
  Die Vertriebenen, die in derselben Region angekommen waren, wollten sich natürlich vor Ort organisieren und die politischen und wirtschaftlichen Probleme, die sie als Vertriebene in Hessen oder in Bayern hatten, adressieren. Dafür gab und gibt es die BdV-Landesverbände, die innerhalb des BdV ihre jeweiligen Länder vertreten, z.B. den BdV Landesverband Hessen.
• Landsmannschaften – wo kommst du her?
  Gleichzeitig spielte und spielt die Herkunftsregion innerhalb der Vertriebenenorganisationen natürlich eine wichtige Rolle. Vertriebene Sudetendeutsche teilen bestimmte Erinnerungen, Bräuche und Traditionen, die Vertriebenen aus Ostpreußen teilen wiederum anderes. Also organisieren sich Vertriebene parallel zu den Landesverbänden auch in Landsmannschaften, welche die Vertriebenen einer bestimmten Herkunftsregion in sich bündeln. Zusätzlich dazu haben die Landsmannschaften aber auch noch eigene Landesgruppen, um ihre Mitglieder vor Ort zu vertreten.

Der BdV-Hessen bezeichnet die "Bewahrung der Vielfalt kultureller Traditionen und des Kulturgutes der ehemaligen deutschen Ost- und Siedlungsgebiete" als sein "zentrales Aufgabenfeld". Diese Bewahrung findet in verschiedenen kulturellen Projekten (eine Übersicht findest du hier ), aber auch durch die Organisation zentraler Gedenkveranstaltungen wie dem Tag der Heimat oder dem Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation statt.

Digitale Angebote

Die Arbeit des BdV-Hessen findet man auch in vielen digitalen Angeboten. Seit 2021 gibt es den BdV-Podcast "Culture to go", auf dem regelmäßig Zeitzeugen- und Angehörigen-Interviews und Expertengespräche geführt und veröffentlicht werden. Der BdV betreibt auch einen eigenen YouTube-Kanal unter demselben Namen. Neben den Podcastfolgen findet man hier auch Mitschnitte von Veranstaltungen und weitere Projekte.

Interaktive Karte 'Gedenkstätten in Hessen'

Wo in Hessen wird eigentlich vor Ort dem Schicksal der Vertriebenen gedacht? Auf der interaktiven Karte unten finden sich alle vom BdV-Hessen erfassten Gedenkstätten in Hessen und lassen sich einzeln anwählen. Für alle, denen die Karte unten zu klein ist, führt dieser Link zu einer größeren Ansicht der Karte.

Aussiedler- und Spätaussiedlerbetreuung

Eine weitere wichtige Aufgabe des BdV-Hessens besteht in der Betreuung und Beratung neu nach Deutschland kommender Migranten und insbesondere Spätaussiedler, um deren gesellschaftliche und wirtschaftliche Integration zu erleichtern.

Das Deutsch-Europäische Bildungswerk in Hessen ist ebenfalls ein gemeinnütziger, religions- und parteiunabhängiger Verein. Der BdV-Landesverband Hessen mit seinen Landsmannschaften ist Mitglied des Vereins Deutsch-Europäisches Bildungswerk. Außerdem kann jede Person Mitglied werden, die die Ziele des Vereins unterstützen möchte.

Die Ziele des DEBWH

• Förderung des Gedenkens an Flucht, Vertreibung und Aussiedlung
  
• Internationale Toleranz und Völkerverständigung
• Vermittlung von deutscher und gemeinsamer Geschichte
• Förderung des gemeinsamen kulturellen Erbes

Das DEBWH führt seit 1992 Seminar- und Studienreisen in die ehemaligen Siedlungsgebiete Vertriebener in Ost- und Südosteuropa durch. Die Reisen stehen unter dem Motto: "Erinnern, Brücken bauen und gemeinsam Zukunft gestalten." In erster Linie dienen die Reisen der Kontaktaufnahme zu der einheimischen Bevölkerung und zu den dort lebenden deutschen Minderheiten. Die Seminare vermitteln Kenntnisse über Politik, Geschichte und Gesellschaft. Natürlich geht es auch immer um aktuelle Themen sowie um Perspektiven für die Zukunft. Außerdem besichtigen die Teilnehmer wichtige Sehenswürdigkeiten der jeweiligen Regionen.