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9.2 Was tun gegen neue Gewalt und neue Vertreibungen?

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Urheber: Foto: El Grafo

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Plakette_Nie_wieder_Krieg_und_Vertreibung.jpg#/media/File:Plakette_Nie_wieder_Krieg_und_Vertreibung.jpg

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Nie wieder! – Ja sicher, aber wie schaffen wir das?

9.2 Was tun gegen neue Gewalt und neue Vertreibungen?

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Die Brutalität ethnischer Säuberungen ist immer wieder unfassbar. Was Menschen anderen Menschen antun können zeigt sich in der entfesselten, grausamen Gewalt, wie sie bei ethnischen Säuberungen sehr oft angewendet wird – gegen Frauen, Kinder, Gefangene, alte Leute. Wie soll man mit diesen Verbrechen umgehen, wenn die Gewalt vorbei ist, wenn die Vertreibungen beendet sind? Ich denke über diese Frage schon sehr lange nach, und ich gebe zu, dass ich oft ratlos und hilflos bin. Und trotzdem: Wir alle müssen immer wieder alles tun, um Vertreibungen zu verhindern. Aber was kann man tun?

1. Wie soll man mit unfassbaren Verbrechen umgehen?

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Urheber: Photograph provided courtesy of the ICTY

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Goran_Jelisi%C4%87_committing_murder.jpg?uselang=de

PD

Der bosnische Serbe Goran Jelisić (*1968) bei der Erschießung eines Menschen in der nordbosnischen Stadt Brčko. Jelisić bezeichnete sich selbst als Adolf Hitler Serbiens und bekannte, dass es sein Ziel war, bosnische Muslime umzubringen. Er wurde vom Internationalen Gerichtshof für die Verbrechen im ehemaligen Jugoslawien wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen schuldig gesprochen und zu 40 Jahren Haft verurteilt.

Das Verbrechen ethnischer Säuberungen kann nicht allein dadurch aufgearbeitet werden, dass man ein paar Täter verhaftet und vor Gericht stellt. Oftmals ist es auch gar nicht möglich, die Täter zu ermitteln und festzusetzen. Das gilt erst recht für die vielen Leute, die mitgemacht, geschwiegen und weggeschaut haben. Das sind oft Hunderttausende oder Millionen Menschen. Die kann man nicht alle verhaften und einsperren. 

Hinzu kommt, dass das Leben ja weitergeht. Täter und Opfer müssen oftmals miteinander weiterleben und einen Weg finden, wie sie friedlich miteinander auskommen können. Da Gerechtigkeit oftmals nur schwer oder gar nicht herzustellen ist, bemühen sich viele Menschen nach den Verbrechen wenigstens um Frieden. Wir habe es nach solchen schrecklichen Ereignissen also mit mehreren Problemen, die gelöst werden müssen, zu tun.

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Darstellung: Was kann man tun?

Man kann ...

  • Täter vor Gericht stellen, und zwar die Befehlshaber ebenso wie die 'kleinen' Befehlsempfänger, die die grausamen Handlungen begangen haben.
  • gegen das Vergessen und Schweigen kämpfen. Schweigen hilft nur den Tätern. Sie müssen dann nichts befürchten und können weiter Angst verbreiten.
  • in den Medien, in (Geschichts-)Vereinen oder Verbänden die Erinnerung an Verbrechen wachhalten, damit sie in der Gesellschaft nicht vergessen werden.
  • Wiedergutmachungen, zum Beispiel in Form von Entschädigungszahlungen oder Renten, zahlen. Sie sind ein wichtiges Zeichen für die Überlebenden, dass die Gesellschaft ihr Leid sieht und anerkennt. Das macht die Toten nicht wieder lebendig, erleichtert aber das Leben der Überlebenden.
  • jungen Leute im Schulunterricht oder in Bildungsprojekten die Gelegenheit geben, sich mit solchen Verbrechen auseinanderzusetzen. Sie tragen Verantwortung dafür, dass solche Verbrechen in der Zukunft nicht mehr passieren.

Marcus Ventzke, Digitale Lernwelten GmbH

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Urheber: Axel Mauruszat

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ewige_Flamme_02.jpg

PD
Müssen die Opfer damit leben, dass viele Täter nie gefasst werden? Muss die Gerechtigkeit für den Frieden zurücktreten? Müssen die Überlebende damit zurechtkommen, dass es für ihr Leid keine wirkliche Linderung gibt?

2. Internationale Strafgerichte

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Blick in den Gerichtsraumn des ICTY, 4.11.2009
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Urheber: ICTY staff

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Courtroom_I.jpg?uselang=de

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Verhandlungsraum des Internationalen Gerichtshofes für die Verbrechen im ehemaligen Jugoslawien (2009)

Verbrechen gegen die Menschlichkeit werden schon seit Ende des Zweiten Weltkriegs rechtlich verfolgt. In den sogenannten Nürnberger Prozessen der Alliierten wurden seit 1946 die NS-Verbrecher zur Rechenschaft gezogen. Für die Verbrechen in Jugoslawien und Myanmar sind Internationale Strafgerichtshöfe eingerichtet worden. Dadurch werden die Täter und Befehlshaber der Verbrechen verfolgt und zur Rechenschaft gezogen. Ihre Verbrechen werden zudem gerichtsfest untersucht. Akten werden gesichert, Zeugen gehört und Untersuchungen vor Ort vorgenommen. Das hat durchaus eine Wirkung, weil sich die Verbrecher nicht mehr sicher fühlen können und ihre Taten für die gesamte Weltöffentlichkeit aufgedeckt werden.

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Darstellung

Die Verfahren und Urteile des Internationalen Strafgerichtshofes für das ehemalige Jugoslawien

Der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien hatte seinen Sitz in Den Haag (Niederlande). Er existierte von 1993 bis 2017. Die Tätigkeit des Gerichtshofes wird anhand folgender Daten klar:

  • 161 Anklagen gegen Verdächtige
  • 90 Schuldsprüche gegen Verantwortliche aller Seiten (Serben, Kroaten,. Bosniaken, Kosovaren)
  • 4.650 Aussagen von Zeugen
  • 10.800 Verhandlungstage 
  • mehr als 2,5 Millionen Seiten Akten, die die Verbrechen detailliert untersuchten und zweifelsfrei belegten.
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- YouTube
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Die ehemalige Anklägerin am Internationale Gerichtshof für das ehemalige Jugoslawien Carla del Ponte über ihre Arbeit
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Darstellung

Welche Reaktionen gab es auf die Prozesse des Internationalen Gerichtshofes für das ehemalige Jugoslawien in den ehemaligen Kriegsgebieten?

Die Folgen und Reaktionen der internationalen Gerichtsbarkeit sind zwiegespalten. 

  • Die Prozesse gegen die Täter, vom Soldaten über den kommandierenden Offizier bis zum befehlenden Politiker haben das Signal gegeben, dass man mit schweren Verbrechen nicht ungeschoren davonkommen kann. Für die Hinterbliebenen der Opfer war es wichtig, die rechtliche Beurteilung der Täter zu erfahren. Sie konnten dadurch leichter mit den Verbrechen und dem Leid, dass sie ertragen mussten umgehen und kamen sich nicht mehr zusätzlich noch verhöhnt vor, solange die Täter frei und unbestraft waren.
  • Auf gesellschaftlich-politischer Ebene hingegen lösten die Verurteilungen oft auch die Entstehung neuer oder die Verstärkung bestehender Konflikte aus: Täter konnten sich als Angeklagte vor aller Welt als uneinsichtig zeigen und die Begründungen für ihre Taten wiederholen. Mit ihrer Verurteilung fühlten sich viele ihrer Anhänger oder die hinter ihnen stehenden Parteien mit abgeurteilt. Täter konnten sich wieder als Anführer aufspielen. Und die Nachfolger der Täter haben mit Hass und Vorurteilen wieder Politik machen können. 
  • Trotzdem haben die Verfahren und Urteile auch andere politische Folgen gehabt: Neue politische Akteure konnten auf der "Wahrheit" über Krieg und Verbrechen auch neue politische Bewegungen aufbauen, die für Verständigung und Fortschritt eintreten. Erst damit entstanden auch Perspektiven für einen Beitritt zur Europäischen Union und die Erarbeitung von Wohlstand.

Marcus Ventzke, Digitale Lernwelten GmbH

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Darstellung

Täterverfolgung in kleinen Schritten – könnte US-Expräsident George W. Bush in der Schweiz verhaftet werden?

Der ehemalige US-Präsident George W. Bush brach 2011 eine geplante Reise zu einem Galadiner nach Genf kurzfristig ab. Was war passiert? Tage vor dem Reiseantritt hatte die Menschenrechtsorganisation "Amnesty International" bei der Schweizer Generalstaatsanwaltschaft eine Anzeige gegen Bush eingereicht. Grundlage dafür war der Vorwurf, Bush habe gegen die internationale Antifolterkonvention verstoßen. Bush habe dies selbst zugegeben, als er in seiner zuvor erschienenen Autobiographie beschrieb, wie er die Verhörmethode des "waterboardings" an Terrorverdächtigen persönlich angeordnet hatte. 

Die offizielle Begründung für den Reiseabbruch war, man befürchte Proteste in Genf. Es ist aber anzunehmen, dass Bush und seine Berater durchaus ein Risiko darin sahen, Bush könne je nach Entscheidung der Staatsanwaltschaft in Genf verhaftet werden. 

Über diesen Link findest du ein Interview mit einem der Initiatoren der Anklage gegen Bush

waterboarding: eine Foltermethode, bei der beim Opfer der Eindruck unmittelbar drohenden Ertrinkens hervorgerufen wird, indem durch ein Tuch über Mund und Nase, das ständig mit Wasser übergossen wird, der Atemwiderstand stark erhöht wird.

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Aufgabe

Zweifel an der Aufarbeitung der Verbrechen?

Setze dich mit folgenden Thesen auseinander:

  1.  Wenn die öffentliche Aufarbeitung der Verbrechen und die Verurteilung der Täter dazu führen kann, dass eine Befriedung von Gesellschaften nicht befördert wird, sollte man diese Aufarbeitung nicht machen.
  2. Über alle Verbrechen zu schweigen ist keine Lösung. Jeder muss sich mit dem Geschehen auseinandersetzen. Nur die Wahrheit und eine öffentliche Diskussion über das Geschehene kann dazu beitragen, die Wiederholung der Verbrechen zu verhindern.

3. Persönlich und konkret – können einzelne Opfer Recht bekommen?

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Photo of Bosniak woman Fata Orlović on the second day of Bajram, 29 July 2014
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Urheber: Dragodol at English Wikipedia

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fata_Orlovi%C4%87_2014.jpg

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Fata Orlović 2014

Die Europäische Menschenrechtskonvention und der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte bieten allen Bürgerinnen und Bürgern Europas eine wichtige Möglichkeit zur Sicherung persönlicher Rechte, wenn etwa auf nationaler Ebene gegen die Einhaltung der Rechte verstoßen wird. Dazu gehört auch, das Recht auf körperliche Unversehrtheit, des Privatlebens und des Eigentums. Gegen wilde Enteignungen im Lauf von Kriegen oder weil man bei einer Flucht sein Haus und seinen sonstigen Besitz zurücklassen musste, können Menschen in Europa also vorgehen.

Fata Orlović, eine Frau aus Bosnien, die während des Jugoslawienkriegs 1995 mit ihren Kindern aus ihrem Haus fliehen musste und die Massaker an der Zivilbevölkerung überlebte, bekam ihr Haus nahe Srebrenica zurück. Als sie zurückgekehrt war, hatte sie zunächst festgestellt, dass auf ihrem Land eine Kirche gebaut worden war. Sie klagte dagegen und gewann den Rechtsstreit vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Die Kirche wurde entfernt und Frau Orlović bekam ihr Eigentum zurück.

Sieh dir hier weitere Beispiele für rechtliche Maßnahmen gegen Vertreibungen und andere Kriegsfolgen an.

Den Text der Konvention findest du hier.

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Aufgabe

  1. Gehe über diesen Link auf die Seite des EU-Menschenrechtsgerichtshofs und sie dir einen der dort aufgeführten Fälle genauer an, du kannst auch den von Fata Orlović nehmen. 
  2. Beurteile, ob und wie der Gerichtshof in diesem Fall beigetragen hat zu
    1. Durchsetzung von Gerechtigkeit
    2. gesellschaftlichem Frieden

4. Die persönliche Ebene, was kann jeder Einzelne tun?

Die Opfer

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Das Unrecht, das den Polen während und den deutschen Vertriebenen am Ende des Zweiten Weltkriegs angetan wurde, wurde niemals umfassend juristisch aufgearbeitet. Die Betroffenen konnten nicht abwarten, bis ein Gerichtshof sich ihren Fall ansah, die Täter ermittelte und ein abschließendes Urteil sprach. Dennoch mussten sie irgendwie mit dem Unrecht umgehen.

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Darstellung

auf Rache sinnen?

Rache bedeutet, anderen Menschen Schaden zuzufügen, weil man zuvor von diesen ungerecht (und vielleicht auch gewalttätig) behandelt wurde. Oftmals machen Menschen, die sich rächen wollen, anderen Menschen, die sie als Verursacher ihres Leids ansehen, aber sehr ungenaue Vorhaltungen. Das passiert zum Beispiel dann, wenn pauschal ganze Gruppen verantwortlich gemacht werden. Gewalttätige Rache gilt bei uns als Selbstjustiz, ist nicht erlaubt und wird auch dann als Gesetzesbruch angesehen, wenn es eine vorherige Tat, für die sich jemand rächen wollte, tatsächlich gegeben hat.
Warum das so ist? Dahinter steht die Erkenntnis, dass Rache oftmals selbst ungerecht und unmenschlich ist und einen ewigen Kreislauf aus Gewalt und Gegengewalt antreibt: Rache führt eben nicht zum Frieden.

Marcus Ventzke, Digitale Lernwelten GmbH

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Darstellung

nach Gerechtigkeit suchen?

In gesellschaftlichen Zusammenhängen wird Gerechtigkeit immer dann gefordert, wenn Menschen sich ohne einsehbare Begründung ungleich behandelt fühlen. Kriege haben die Eigenschaft, dass sie massive Ungerechtigkeiten schaffen, die durch keine menschliche Handlung wieder ausgeglichen werden können. Die ungerechten Folgen von Kriegen sind also zu einem großen Teil unrevidierbar. Welche ausgleichende Handlung könnte z.B. den Verlust eines Menschen oder den Verlust aller sozialen Beziehungen ersetzen oder wettmachen? Materielle Verluste könnte man ja noch ersetzen, aber nach Kriegen ist auch dieses sehr oft nicht möglich, etwa wegen großer Zerstörungen, der Armut des Staates und einem allgemeinem Elend.

Was bedeutet das? Und warum ist Gerechtigkeit nach einem Ereignis wie dem von Flucht und Vertreibung am und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs trotzdem so wichtig?

Zunächst: Es gibt gerechte Kriege, etwa, wenn sich Angegriffene verteidigen. Folglich können auch nur Angegriffene entschieden, unter welchen Bedingungen sie einen Frieden akzeptieren. Spätestens ist dies jedoch dann der Fall, wenn die Angreifer vertrieben wurden.

Das Ziel eines gerechten Friedens muss darin bestehen, dass er zu einem dauerhaften Frieden wird, dass keine der zuvor kriegführenden Seiten sich so schlecht behandelt fühlt, dass sie nach Ende des Kampfes sofort schon wieder einen neuen Krieg vorbereitet.

Gerade, weil ein realer und materieller Ausgleich, den Menschen als gerecht empfinden würden, oft nicht möglich ist, kommt es auf Symbole, Kommunikation und das Finden von Gemeinsamkeiten an. Feinde sollten daran arbeiten zu Freunden zu werden.

Was bedeutet das konkret? Menschen müssen Sachen machen, die ihnen schwerfallen und die sie vielleicht auch als unzumutbar empfinden. Das kann etwa Folgendes sein:

  • Angreifer zeigen Reue und gestehen ihre Schuld ein.
  • Man gedenkt gemeinsam der Toten und pflegt die Gräber der ehemals gegnerischen Soldaten
  • Man leistet Wiedergutmachung (auch, wenn es im Verhältnis zum Unrecht nur kleine, eben symbolische, Beträge sind)
  • Angegriffene zeigen, dass sie zur Versöhnung bereit sind.
  • Menschen und Staaten sprechen zuerst immer über die eigenen Fehler, statt zuerst den Gegnern Vorwürfe zu machen.
  • Man achtet die Denkmäler und Zeremonien der ehemaligen Gegner (Teilnahme an Veranstaltungen)

Grundsätzlich gilt: Gerechtigkeit kann nicht mit einem dem Leid gleichwertigen Ausgleich hergestellt werden. Leid ist keine Ware. 

Marcus Ventzke, Digitale Lernwelten GmbH

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Darstellung

für den Frieden arbeiten?

Frieden ist zunächst ein Zustand ohne Gewalt, also das Gegenteil von Krieg. Frieden meint sehr oft aber auch einen Zustand, in dem niemand auf den Gedanken kommt, einen Krieg anzufangen, weil er Menschen für seine Feinde hält oder etwas erobern will. 

Frieden kommt und bleibt aber nicht einfach so. Selbst in einer Welt, die man für grundlegend friedlich hält, kann es immer neue Konflikte und Entstehung von Spannungen zwischen Gruppen von Menschen oder Staaten geben. Daher muss man immer wieder aktiv etwas für den Frieden tun. 

Das bedeutet konkret zum Beispiel,

  • die Interessen der anderen im Blick zu haben;
  • nicht mit Hass über andere zu sprechen, selbst, wenn sie sich völlig falsch verhalten und Schuld auf sich geladen haben;
  • Menschen pauschal abzuwerten oder zu entmenschlichen, indem man sie  zum Beispiel als Tiere oder Sachen bezeichnet ("diese Schweine"; "Menschenmaterial" etc.);
  • Menschen nicht wegen ihrer Lebensweise, politischen Überzeugung, Religion oder Hautfarbe abzuwerten;
  • immer wieder das Gespräch mit Menschen aus der Gruppe der "Täter" und "Opfer" zu suchen;
  • Gewalt als Mittel zur Durchsetzung eigener Wünsche und Ziele grundsätzlich abzulehnen;
  • sich für eine faire, transparente und dauerhaft kontrollierbare Abrüstung der Staaten einzusetzen;
  • eigene Schuld bekennen, um Vergebung bitten und anders handeln.

Marcus Ventzke, Digitale Lernwelten GmbH

Die Unbeteiligten, die Nachgeborenen

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Gerade in der Gegenwart erleben viele Menschen eine gespaltene Gesellschaft, in der sich scheinbar unversöhnliche Gruppe gegenüberstehen. Das ist die Grundlage für Misstrauen, Bedrohungsgefühle und Angst, aus denen dann Konflikte und Kriege entstehen können. Versuchen, sich von bestimmten Positionen vereinnahmen zu lassen, darf man daher nicht nachgeben. Andere Menschen und Länder sind nicht unsere Feinde. Und man darf auch nicht der Versuchung nachgeben, sich immer mehr einer Sprache anzuschließen, die Gewaltanwendung für notwendig oder unvermeidlich erklärt. 

Außerdem darf man nicht vergessen, dass die Liebe zur Heimat dabei hilft, Frieden zu schaffen. Richard von Weizsäcker sagte 1985:
"Die Völker Europas lieben ihre Heimat. Den Deutschen geht es nicht anders. Wer könnte der Friedensliebe eine Volkes vertrauen, das im Stande wäre, seine Heimat zu vergessen. Nein, Friedensliebe zeigt sich gerade darin, dass man seine Heimat nicht vergisst und eben deshalb entschlossen ist, alles zu tun, um immer in Frieden miteinander zu leben. Heimatliebe eines Vertriebenen ist kein Revanchismus."

Und weiter: "Die bitte an die jungen Menschen lautet: Lassen Sie sich nicht hineintreiben in Feindschaft und Hass gegen andere Menschen. [..] Lernen Sie miteinander zu leben, nicht gegeneinander. [...] Schauen wir am heutigen 8. Mai, so gut wir es können, der Wahrheit ins Auge."

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Rede des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker zum 08.05.1985
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Bundespräsident Richard von Weizsäcker (1920-2015) über die Erhaltung des Friedens in der Welt (Rede zum 40. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges am 8. Mai 1945 in Deutschen Bundestag)
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Aufgabe

Heimat und Persönlichkeit

  1. Lies und höre die Aussagen Richard von Weizsäckers aus seiner Rede vom 8. Mai 1985 (Element 17 und 18). 
  2. Gib mit eigenen Worten wieder, weshalb die Bewahrung der Erinnerung an die Heimat zur Erhaltung des Friedens beiträgt.
  3. Erläutere den Zusammenhang von Wahrheit und Frieden.
  4. Warum wendet sich Richard v. Weizsäcker an die jungen Leute, wenn es darum geht, den Frieden auch in Zukunft zu bewahren?
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Abschlussaufgabe

Die Drag & Drop-Aufgabe unten soll dich dazu ermuntern, dir Gedanken über die verschiedenen Handlungsmöglichkeiten und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen zu machen. Wir haben deshalb darauf verzichtet, Antwortmöglichkeiten als 'richtig' oder 'falsch' zu bewerten, es wird immer alles als richtig angezeigt. Wenn du der Meinung bist, wir hätten etwas wichtiges vergessen. Hast du unten Platz noch ein paar weitere Handlungsmöglichkeiten aufzuschreiben.

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Zusammenfassung: Was tun gegen Gewalt und Vertreibung

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