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6.3 Zum Vergleich: Das Thema Flucht und Heimatvertriebene in der DDR

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Neue Heimat? Alte Heimat neuer Umgebung? Keine Heimat?

6.3 Zum Vergleich: Das Thema Flucht und Heimatvertriebene in der DDR

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Nach dem Krieg fanden sich FlĂŒchtlinge und Vertriebene in verschiedenen Besatzungszonen der Alliierten wieder. Was bedeutete es, in die sowjetische oder eine der westlichen Besatzungszonen geraten zu sein? Und wie war spĂ€ter das Leben fĂŒr FlĂŒchtlinge oder Vertriebene in der Bundesrepublik und der DDR? 

1. Ausgangslage: Überlebenskampf in der Fremde

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Urheber: unbekannt, Bundesarchiv, Bild 183-R89187

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-R89187,_Neudietendorf,_Bauer_und_Frau_bei_Kohlernte.jpg

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Ein sogenannter Umsiedler als Neubauer in Neudietendorf (ThĂŒringen, 1950)

FlĂŒchtlinge und Vertriebene hatten ein hartes Schicksal. Sehr oft hatten sie nichts als das blanke Leben gerettet. Besitz und ein soziales Umfeld, in dem man sie kannte, in das sie eingebettet waren und das ihren Alltag prĂ€gte – das alles hatten sie verloren. Mitten in einer schlimmen Notsituation kamen sie in StĂ€dte und Dörfer, in denen Menschen lebten, die oftmals selbst nicht genug zu essen hatten und an den Folgen des Krieges litten.

FlĂŒchtlinge und Vertriebene waren oft auf das Mitleid anderer Menschen oder die Hilfe der Behörden angewiesen. Sie wurden in Bauernhöfe und beengte MietshĂ€user einquartiert. Oftmals errichtete man fĂŒr sie auch Notbehausungen. 

Sie mussten mit oftmals anderen Gewohnheiten, Traditionen und Sichtweisen der Menschen zurechtkommen, mit denen sie jetzt neu zusammenlebten. Die in Ostpreußen oder Schlesien gesprochenen Dialekte verstanden Menschen in Bayern oder ThĂŒringen nicht. Die ErnĂ€hrungsgewohnheiten waren anders. Oftmals kamen Menschen auch in Gebiete mit anderer christlicher Konfession. Sie mussten Arbeit finden und konnten oft nicht in ihren Berufen weiterarbeiten. Viele Frauen, die nur mit ihren Kindern nach Westen gekommen waren und deren MĂ€nner im Krieg umgekommen oder in Gefangenschaft geraten waren, mussten mit all den Schwierigkeiten ganz allein klarkommen.

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Material

FlĂŒchtlinge und Vertriebene in Ost und West - Zahlen

  • Einwohner beider deutscher Staaten 1949/50: 66,5 Millionen Menschen
  • darunter 12 Millionen Vertriebene (18% der Gesamtbevölkerung)
  • auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland: 7,9 Millionen FlĂŒchtlinge und Vertriebene (bis 1950)
  • auf dem Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik (DDR): 4,3 Millionen (bis 1949)
  • FlĂŒchtlinge aus der DDR in die Bundesrepublik bis zur endgĂŒltigen Grenzschließung (Mauerbau) im Jahr 1961: 2,8 Millionen DDR-BĂŒrger, darunter etwa 800.000 FlĂŒchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen Ostgebieten. 
  • etwa 20% der Menschen in der DDR waren 1961 FlĂŒchtlinge und Vertriebene

Zusammengestellt durch Marcus Ventzke auf der Grundlage von Heike Amos, Der »Umsiedler«-Diskurs in der DDR in Staat, Kultur und Gesellschaft 1949 bis 1989, in: Hartmut Koschyk und Vincent Regente (Hg.), Vertriebene in SBZ und DDR, Berlin 2021, S. 107-128, hier: S. 107.

2. FlĂŒchtlinge und Vertriebene in der DDR: "Umsiedler"?

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Urheber: Beschwerde ĂŒber die schlechte Behandlung einer sogenannten NeubĂŒrgerfamilie (FlĂŒchtlinge) im Jahr 1950, aus: Kreisarchiv Hildburghausen, Gemeinde Heckengereuth, 2026/9, Bevölkerung, Evakuierte, Wohnverwaltung, 1948–53, unpag.

PD

Propaganda der SED zur Vereinnahmung von FlĂŒchtlingen und Vertriebenen

Beschwerde des Kreiswohnungsamts Hildburghausen in ThĂŒringen an den Gemeinderat des Ortes Heckengereuth wegen der schlechten Behandlung einer "NeubĂŒrgerfamilie" durch einen eingesessenen Landwirt auf dessen Hof.

Etwa vier Millionen FlĂŒchtlinge und Vertriebene aus dem ehemaligen deutschen Osten befanden sich auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone und spĂ€teren DDR. Über Flucht und Vertreibung durften sie aber nicht öffentlich sprechen. Sie wurden auch nicht als FlĂŒchtlinge und Vertriebene bezeichnet, sondern verharmlosend als "Umsiedler".

Im Rahmen der Möglichkeiten bekamen sie Hilfe von örtlichen Behörden, etwa bei der Suche nach Wohnraum. Bei der 1946 beginnenden Bodenreform wurden sie berĂŒcksichtigt, bekamen oft ein StĂŒck Land zugewiesen und sollten sich damit eine neue Existenz aufbauen.

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Material: Wer sind "Umsiedler"?

Eine Definition des SED-Politikers Paul Merker (1947)

Umsiedler sind "diejenigen Personen, die auf Grund internationaler BeschlĂŒsse als Deutsche ihren Heimatort verlassen mußten, sofern sich dieser außerhalb der jetzigen deutschen Grenzen befindet und sie als Umsiedler in das Gebiet der jetzigen deutschen Besatzungszonen aufgenommen wurden."

internationaler BeschlĂŒsse: Gemeint sind hier die BeschlĂŒsse der Potsdamer Konferenz der alliierten SiegermĂ€chte von 1945.

Paul Merker, Die nÀchsten Schritte zur Lösung des Umsiedlerproblems, hg. vom Zentralsekretariat der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Berlin 1947, S. 24.

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Urheber: Konrad-Adenauer-Stiftung

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:KAS-Friede-Bild-11175-1.jpg

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Plakat der Demokratischen Bauernpartei Deutschlands (DBD) aus dem Jahr 1949, das auch die Leistungen fĂŒr die "Umsiedler" erwĂ€hnt. Die wurde von den Machthabern der sowjetisch besetzten Zone aus SED und sowjetischer MilitĂ€rverwaltung in ihrem Sinne gelenkt und beeinflusst.

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Urheber: CDU

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:KAS-Umsiedler_und_Fl%C3%BCchtlinge-Bild-10743-2.jpg

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Wahlplakat der CDU in der sowjetisch besetzten Zone, das sich an die FlĂŒchtlinge und Heimatvertriebenen richtete, die verharmlosend "Umsiedler" genannt wurden

Die politische FĂŒhrung der DDR betrachtete ihren Staat als einen Neuanfang in der deutschen Geschichte: ein friedlicher und humanistischer Staat. Und fĂŒr diesen Staat sollte es keine Rolle spielen, wo jemand herkam. Alle Menschen in Deutschland waren, so die Ideologie der DDR-Staatspartei SED, durch die Hölle des Krieges und des Nationalsozialismus gegangen, hatten viel verloren, waren geflohen, durch Bombenangriffe vertrieben, in Gefangenschaft geraten, hatten Angehörige verloren oder waren aus unterschiedlichsten GrĂŒnden ausquartiert worden. Und nun sollten Menschen mit diesen Erfahrungen auf dem Gebiet der DDR etwas Neues aufbauen. Das Leid der Umsiedler ging damit gewissermaßen im Leid aller auf. Es sollte nicht gesondert erwĂ€hnt werden. In ihre Propaganda spannte die SED auch die anderen von ihr beeinflussten Parteien in der sowjetisch besetzten Zone und spĂ€ter in der DDR ein.

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Hinter dieser Ideologie stand aber auch das Verbot jeglicher Kritik an der Sowjetunion oder den sogenannten "sozialistischen BruderlĂ€ndern". Die Verbrechen an den Zivilisten, die wĂ€hrend Flucht und Vertreibung geschehen waren, sollten auf keinen Fall öffentlich erwĂ€hnt oder diskutiert werden. Zum Beispiel sollte und durfte damit ĂŒber die Vertreibungen aus der Tschechoslowakei auf der Grundlage der Dekrete, die der tschechoslowakische MinisterprĂ€sident Edvard BeneĆĄ erlassen hatte, und das Leid, das damit fĂŒr viele Menschen verbunden war, nicht gesprochen werden.

Mitte der 1950er Jahre behauptete die DDR, die Integration der FlĂŒchtlinge in den Staat sei nun abgeschlossen. Damit konnte es nun offiziell auch keinen Grund mehr geben, ĂŒber das Geschehen der Jahre 1944/45 im deutschen Osten zu sprechen.

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Urheber: GĂŒnther Paalzow

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-10876-0004,_Halle-Saale,_Volksabstimmung,_Interview.jpg

Cc3BYSA

Bei einer sogenannten Volksbefragung in der DDR gegen die Remilitarisierung Deutschlands wurde der Heimatvertriebene Ernst Frieel von einem Reporter des DDR-Rundfunks in Halle/Saale am 3. Juni 1951 interviewt. Er sagte: "1946 wurde ich mit meiner Familie aus Marienbad (CSR) evakuiert und fand in Halle eine neue Heimat. Es war fĂŒr mich eine Verpflichtung, bereits um 8 Uhr meine Stimme gegen die Remilitarisierung abzugeben."

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Urheber: Horst Siegert, Fotograf (1924-2008)

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-43545-0010,_Riesa,_Umsiedler_aus_der_CSR.jpg

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Aufnahme einer Familie, die aus dem Sudetengebiet stammte. Im sÀchsischen Riesa hatte sie eine neue Unterkunft bekommen und begann, sich eine neue Existenz aufzubauen. Das Bild ist problematisch. Siehst du, warum?

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Material: Hinweis zum linken Bild in Element 8

Propaganda mit Bildern in der sowjetischen Besatzungszone und der DDR

Das Bild ist Teil einer Propaganda-Aktion der DDR, die sich gegen die Bundesrepublik und die westlichen Alliierten richtete. Denen warf die DDR-FĂŒhrung vor, Deutschland remilitarisieren zu wollen. Volksbefragungen und Volksabstimmungen waren in der DDR grundsĂ€tzlich nicht fair und frei. Die Ergebnisse wurden immer gefĂ€lscht. Das Bild und die Aussage des Vertriebenen zeigen, wie Flucht, Vertreibung und Heimatverlust von der SED in der DDR politisch instrumentalisiert wurden.

Marcus Ventzke, Digitale Lernwelten

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Material: Hinweis zum rechten Bild in Element 8

Propaganda mit Bildern in der sowjetischen Besatzungszone und der DDR

  • Das Bild ist von einem Fotografen fĂŒr die DDR-Nachrichtenagentur Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst (ADN) gemacht worden.
  • Der Fotograf war der professionelle Fotojournalist Horst Siegert.
  • Das Bild stammt vom 2. Januar 1957.
  • Es bekam den Titel: "Riesa, Umsiedler aus der CSR"
  • Die Beschreibung des Bildes lautet:
    "Umsiedler aus der CSR fand neue Heimat in der DDR
    Ganz im Gegensatz zur Adenauer-Regierung, wo gewissenlose Politiker alles daransetzen, das Lebensniveau der Umsiedler so tief wie möglich zu halten, um sie fĂŒr ihre Revanchepolitik missbrauchen zu können, ist die Regierung der DDR stĂ€ndig bemĂŒht, diesen Menschen eine neue Heimat zu geben. Der jetzt 28jĂ€hrige Erhard Schmidt siedelte vor einigen Jahren aus der CSR in die DDR ĂŒber und arbeitete in der Landwirtschaft. 1950 begann er seine Arbeit als Richthelfer im Stahl- und Walzwerk Riesa und legte spĂ€ter seine PrĂŒfung ab als Profilwalzer. Dieses Ziel konnte er durch den Besuch der Betriebsvolkshochschule erreichen. Durch gute Arbeit und seine ZuverlĂ€ssigkeit wurde er dann als Betriebskontrolleur eingesetzt. FĂŒr mehrere VerbesserungsvorschlĂ€ge, die er einbrachte, wurde er bereits 2 mal als Aktivist ausgezeichnet. So fand der ehemalige Umsiedler, der mit seiner Familie heute ein Haus der Arbeiterwohnungsbau-Genossenschaft mit Garten bewohnt, eine neue Heimat und eine gesicherte Existenz in der Deutschen Demokratischen Republik."
  • Die Bildunterschrift lautete: "Abends hilft Eduard Schmidt oftmals noch seiner Tochter Elvira bei den Hausaufgaben."
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Aufgabe

Auseinandersetzung mit Propaganda

  1. Sieh dir eines der Bilder in Element 8 genau an und arbeite die Informationen der Bildunterschrift und des dazugehörigen Kastens durch.
  2. ErlĂ€utere, aus welchen GrĂŒnden das Bild Teil einer Propaganda-Kampagne der DDR-FĂŒhrung war.
  3. Finde GrĂŒnde dafĂŒr, weshalb FlĂŒchtlinge und Heimatvertriebene in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg in der sowjetisch besetzten Zone und der der DDR fĂŒr Propaganda missbraucht wurden.
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Quelle: Die Historikerin Heike Amos ĂŒber die Integration von FlĂŒchtlingen und Vertriebenen in der DDR

Soziale UnterstĂŒtzung und Schweigen ĂŒber das Geschehene

In den Nachkriegsjahren bis 1952 bestand die DDR-Vertriebenenpolitik zunĂ€chst aus sozialpolitisch-integrativen Maßnahmen wie der Bereitstellung von Wohnraum, Hausrat, der Beschaffung von Arbeit, finanziellen Zuwendungen, Zahlungen von minimalen Renten fĂŒr Alte und Kranke – alles mit dem Ziel, diese Menschen schnell wirtschaftlich, beruflich und sozial zu integrieren. Die Ost-Berliner Regierung erklĂ€rte 1952 die »Integration der Umsiedler« fĂŒr abgeschlossen, was jedoch nicht der tatsĂ€chlichen Lage vieler Betroffener entsprach. Trotzdem wurde das Vertriebenenproblem in der kontrollierten Öffentlichkeit der DDR nicht mehr thematisiert.

Heike Amos, Der »Umsiedler«-Diskurs in der DDR in Staat, Kultur und Gesellschaft 1949 bis 1989, in: Hartmut Koschyk und Vincent Regente (Hg.), Vertriebene in SBZ und DDR, Berlin 2021, S. 107-128, hier: S. 107f.

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Merkkasten: Organisationsverbot und Überwachung durch die Staatssicherheit

Von Ausflugslokalen und Zoobesuchen

Die Staatssicherheit der DDR ĂŒberwachte auch die FlĂŒchtlinge und Vertriebenen. Sie interessierte sich fĂŒr die regionale Verteilung von FlĂŒchtlingen, deren (eventuelle) BemĂŒhungen, sich zu treffen und zu organisieren, ihre Kontakte in die Bundesrepublik und (öffentlich) geĂ€ußerte Meinungen zur Abtrennung der Ostgebiete sowie die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze durch die DDR gegenĂŒber Polen.

Die Staatssicherheit unterhielt einige tausend Spitzel unter FlĂŒchtlingen und Vertriebenen. Nur selten griff der Staat aber gewaltsam ein. Der Geheimdienst beließ es meistens bei Beobachtungen und Informationsbeschaffung. Solange keine revanchistischen Äußerungen getĂ€tigt oder ZusammenkĂŒnfte organisiert wurden, bedrĂ€ngte oder unterdrĂŒckte man FlĂŒchtlinge und Vertriebene nicht noch zusĂ€tzlich. 

Es war den FlĂŒchtlingen und Vertriebenen nicht erlaubt, Vereine zu grĂŒnden, um ihre Interessen wahrzunehmen oder Veranstaltungen zu organisieren. Daher trafen sie sich mitunter im kleineren Verwandten- oder Bekanntenkreis. Dabei gingen Persönliches sowie der Austausch ĂŒber die alte Heimat ineinander ĂŒber. Nur selten gab es grĂ¶ĂŸere ZusammenkĂŒnfte von Vertriebenen. Beispielsweise die inoffiziellen und heimlich organisierten Treffen in den Zoologischen GĂ€rten von Halle und Leipzig, die bis in die 1980er Jahre stattfanden. Mitunter kamen dabei mehrere hundert Menschen zusammen. Ähnliche Treffen gab es auch andernorts, in Ausflugslokalen oder in privaten RĂ€umlichkeiten. Weil die SED dadurch ihre Macht bedroht sah, konnten solche Treffen durchaus zu PolizeieinsĂ€tzen und Verhaftungen fĂŒhren.

Vereinfacht und zusammenfasst auf der Grundlage von Heike Amos, Der »Umsiedler«-Diskurs in der DDR in Staat, Kultur und Gesellschaft 1949 bis 1989, in: Hartmut Koschyk und Vincent Regente (Hg.), Vertriebene in SBZ und DDR, Berlin 2021, S. 107-128, hier: S. 109-111 von Marcus Ventzke (Digitale Lernwelten).

3. Zwischen Aufnahme und Ablehnung: Heimatvertriebene in Ost und West

RĂŒckkehr in die alte Heimat und Leben ausschließlich in der 'neuen Heimat': Unterschiede zwischen Bundesrepublik und DDR

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Urheber: Horst Siegert

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-43545-0009,_Riesa,_Umsiedler_aus_der_CSR.jpg

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Wohnraumbeschaffung fĂŒr "Umsiedler" in der DDR: Der aus den Sudetengebieten stammende Erhard Schmidt und seine Familie vor einem Genossenschaftshaus im sĂ€chsischen Riesa. Schmidt arbeitete zunĂ€chst in der Landwirtschaft und dann im Stahl- und Walzwerk Riesa. In der Genossenschaftssiedlung konnte die Familie eine Wohnung beziehen.

In den Westzonen und spĂ€ter in der Bundesrepublik wurden die Heimatvertriebenen aufgenommen und integriert. Dies geschah gleichwohl mit der Annahme, dass sie eines Tages vielleicht doch in ihre Heimat zurĂŒckkehren könnten. In der sowjetischen Besatzungszone und der spĂ€teren DDR hingegen wurden Gedanken an eine spĂ€tere RĂŒckkehr ausgeschlossen und unterdrĂŒckt. Die 'Übersiedlung' wurde als endgĂŒltig angesehen. Heimat konnte nur noch das Gebiet sein, in der die Heimatvertriebenen jetzt lebten. Vielleicht gerade deshalb waren in vielen Familien die GesprĂ€che und Erinnerungen an das Verlorene sehr intensiv: Es konnte nur in Familien offen gesprochen werden. Wer sich jedoch in der DDR öffentlich gegen die Zwangsassimilation wandte, musste mit harten Bestrafungen rechnen.

In der DDR sollten die Menschen integriert werden, indem sie sich am Aufbau beteiligten, und ansonsten die Politik der Freundschaft gegenĂŒber allen LĂ€ndern in Ostmittel- und Osteuropa unterstĂŒtzten. Es musste jedoch eine Freundschaft ohne Fragen, eine stumme Freundschaft sein. 

Sozialpolitischer Umgang mit Heimatvertriebenen in der DDR

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Urheber: Jörg Blobelt

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:20080316331DR_Milkel_(Radibor)_Schlo%C3%9F.jpg

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Schloss Milkel in der Oberlausitz: Das zuvor enteignete Schloss wurde von 1945-1947 von schlesischen Umsiedlern bewohnt.

UngefĂ€hr 20% der Bevölkerung der DDR waren FlĂŒchtlinge und Heimatvertriebene. Sie sollten eine neue Existenzgrundlage erhalten und sozialpolitisch integriert werden. Daher wurde ihnen Wohnraum und neuer Hausrat zur VerfĂŒgung gestellt. Sie wurden sofort ins Arbeitsleben einbezogen, bekamen auch finanzielle Zuwendungen. Ältere Menschen bekamen minimale Renten. Die Abgabenormen fĂŒr Bauern wurden im Falle von Heimatvertriebenen, die noch keine funktionierenden Landwirtschaftsbetriebe aufgebaut hatten, in den ersten Jahren niedriger angesetzt.

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Quelle: Wohnraum fĂŒr 'Umsiedler' in der DDR und Abwanderung in den Westen

BedrÀngte VerhÀltnisse und Abwanderung

In Mecklenburg hatten FlĂŒchtlinge und Vertriebene im Jahr 1953 durchschnittlich 3,9 m2 WohnflĂ€che zur VerfĂŒgung. Einheimische hingegen verfĂŒgten zu dieser Zeit ĂŒber 10,7 m2. Schwierig war auch die Eingliederung unterschiedlicher sozialer Schichten, z.B. von Menschen aus stĂ€dtischen und landwirtschaftlichen LebensverhĂ€ltnissen und Berufen. Viele von diesen wanderten in den Jahren nach der Flucht in die westlichen Besatzungszonen und die spĂ€tere Bundesrepublik ab. Im VerhĂ€ltnis zu anderen Abwanderern und FlĂŒchtlingen aus der DDR in die Bundesrepublik waren die Heimatvertriebenen die grĂ¶ĂŸte Gruppe.

Formuliert von Marcus Ventzke auf der Grundlage von: Vincent Regente, Tagungsbericht „Vertriebene in der DDR – Zum Umgang mit einem Tabu“ (Leipzig, 4. November 2019), file:///Users/marcusventzke/Downloads/Tagungsbericht_Vertriebene_in_der_DDR_4%20(2).pdf [20.10.2022].

Revision der Grenzen oder nicht?

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In Westdeutschland wurde also ĂŒber lange Zeit eine Revision der Nachkriegsgrenzen, die von vielen Vertriebenen und deren Organisationen als vorlĂ€ufig angesehen wurden, zumindest fĂŒr möglich gehalten. Dies sollte mit friedlichen Mitteln erfolgen und das zentrale Argument war, dass mit Deutschland ein Friedensvertrag oder eine andere rechtliche Regelung, die den Zweiten Weltkrieg offiziell beendete, noch geschlossen werden musste. Das Deutsche Reich in den Grenzen von 1937 war fĂŒr viele Heimatvertriebenen dabei der rechtliche Bezugsrahmen – also das Deutschland vor dem Beginn der Eroberungen durch das Naziregime.

In der DDR verurteilte man diesen Revisionismus, unterstellte ihm, sich aggressiv gegen die LĂ€nder Osteuropas zu wenden. Mit diesen LĂ€ndern war die DDR in einem BĂŒndnis und musste sich schon deshalb gegen die Heimatvertriebenen im Westen stellen.

Keine Selbstorganisation der Heimatvertriebenen in der DDR

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Urheber: Tschubby

https://de.wikipedia.org/wiki/Oder-Nei%C3%9Fe-Grenze#/media/Datei:Grenzverlauf_D-P.png

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Deutsch-polnischer Grenzverlauf an Oder und Neiße, der durch die DDR 1950 anerkannt wurde

Im Jahr 1950 erkannte die DDR-Regierung die Oder-Neiße-Grenze als deutsch-polnischen Grenzverlauf an. Damit war auch auch unter die rechtliche Beurteilung der Vertreibungen aus Sicht der SED ein Strich gezogen: Sie waren erfolgt und wurden jetzt akzeptiert. Schon deshalb entfiel aber aus Sicht der SED jede Notwendigkeit, eine Vertriebenen-Organisation zu dulden, die eigene (politische) Forderungen gestellt hĂ€tte. Daher galt nun die Inbesitznahme der ehemaligen deutschen Ostgebiete durch Polen als Durchsetzung uralter historischer Rechte und als berechtigte RĂŒckgĂ€ngigmachung des deutschen Expansionsdrangs nach Osten.

Die Kirchen in der DRR und die Integration der Heimatvertriebenen

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Die gerade in den 1950er Jahren durch das SED-Regime unter großen Druck gesetzten Kirchen in der DDR spielten dennoch eine wichtige Rolle bei der Integration der FlĂŒchtlinge und Heimatvertriebenen in der DDR. Schwierig war die Situation der Katholiken. Sie kamen in ein Gebiet, das fast ausschließlich protestantisch geprĂ€gt war. Zum ersten Mal seit der Reformation wuchs damit die Zahl der Katholiken auf dem Gebiet der DDR stark an. In den Kirchen wurden, wenn auch nicht sehr offen, die Erinnerungen an die verlorene Heimat gepflegt.

4. Wie sich FlĂŒchtlinge und Heimatvertrieben in der DDR eine Existenz aufbauten

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Auch in der sowjetischen Besatzungszone und der spÀteren DDR musste das Leben nach dem Krieg unter den nun einmal bestehenden Bedingungen weitergehen. Viele Heimatvertriebene versuchten auch in der DDR, sich eine neue Existenz zu schaffen, sich anzupassen und ein erfolgreiches (neues) Leben zu gestalten.

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Urheber: Wilhelm Biscan, Bundesarchiv, Bild 183-08892-0002

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-08892-0002,_Gro%C3%9Fottersleben,_Oberg%C3%A4rtner_im_Gespr%C3%A4ch.jpg

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Der Mann auf dem Bild ist Josef Ringel. Er stammte aus dem Sudetengebiet und lebte nach dem Verlust seiner Heimat in Großottersleben (Börde). Er arbeitete als ObstgĂ€rtner. Das Bild zeigt ihn mit Kolleginnen bei Pflanzung natĂŒrlicher WindschutzgĂŒrtel aus BĂ€umen und StrĂ€uchern, um gegen die Bodenerosion und die zunehmende Trockenheit in der Gegend etwas zu unternehmen.

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http://Privatarchiv+Marcus+Ventzke

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Ruth Engelhardt (1913-2000) stammte aus Dyhernfurth (heute Brzeg Dolny) in Niederschlesien. Schon vor dem Krieg war sie mit ihrem Mann nach ThĂŒringen gegangen. Ihre gesamte Familie in Schlesien musste 1945 fliehen. Sie selbst verlor ihren Mann im Krieg und stand nach Kriegsende mit zwei kleinen Kindern und dem Rest der geflĂŒchteten Familie allein da. Einen Beruf hatte sie nicht gelernt und bis Kriegsende als Hausfrau gelebt. ZunĂ€chst machte sie Hilfsarbeiten, u.a. als NĂ€herin. SpĂ€ter bewarb sie sich als Hilfsschwester im Krankenhaus Altenburg. Auf diese Arbeitsphase bezieht sich die Beurteilung im Bild.

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http://Privatarchiv+Marcus+Ventzke

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Brief eines Kriegskameraden, der ĂŒber den Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes in MĂŒnchen vermittelt wurde an Ruth Engelhardt. Daraus erfuhr sie im Jahr 1949 zum ersten Mal, dass ihr Mann in Gefangenschaft umgekommen war.

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http://Privatarchiv+Marcus+Ventzke

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Ruth Engelhardt machte eine Schwesternausbildung und spĂ€ter die Weiterbildung zur Oberschwester. Sie wechselte in die pflegerische Leitung grĂ¶ĂŸerer medizinischer Einrichtungen. Die Urkunde zeichnet sie fĂŒr ihre Leistungen in der Betriebspoliklinik eines großen Bergbauunternehmens in Sachsen (Regis-Breitingen) aus.

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http://Privatarchiv+Marcus+Ventzke

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Das Pflegepersonal in der Betriebspoliklinik Regis-Breitingen, der Ruth Engelhardt in den sechziger und zu Beginn der siebziger Jahre vorstand.

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http://Privatarchiv+Marcus+Ventzke

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Abschluss eines erfolgreichen Berufslebens: Ruth Engelhardt wird als hochgeachtete Oberschwester in den Ruhestand verabschiedet.

5. Flucht und Vertreibung – ein Thema in Gesellschaft und Kultur?

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Urheber: Ulrich Kohls, Bundesarchiv, Bild 183-93153-0020

https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Klaus_Ampler?uselang=de#/media/File:Bundesarchiv_Bild_183-93153-0020,_XV._Friedensfahrt,_Heinz_Florian_Oertel,_Klaus_Ampler.jpg

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Der Star des DDR-Radrennsports Klaus Ampler (1940-2016) stammte aus Marienburg und floh als kleiner Junge mit der Familie vor der Roten Armee, zuerst nach Kolberg und spÀter nach Rostock. Wie viele Menschen in der DDR das wohl wussten?

Heimatvertriebene gab es in der DDR-Gesellschaft in allen Bereichen – in der Wirtschaft, aber auch in Kunst und Kultur, Wissenschaft und Bildung, Politik und Sport. Obwohl vertiefende und vor allem nicht von der SED bestimmte Thematisierungen von Flucht und Vertreibung in der Kunst, in öffentlichen Debatten oder durch wissenschaftliche Tagungen nicht denkbar waren, war das Thema doch auch Teil des Lebens. Es ging ja gar nicht anders, bei Millionen Heimatvertriebenen auf dem Gebiet der DDR. 

Reine Sachverhaltsbeschreibungen der Flucht und des Leids waren zum Beispiel in der Literatur vorhanden. Meistens wurde dann aber noch Folgendes schnell hinzugefĂŒgt: die Schuld der Deutschen am Krieg und die große Hoffnung und Erlösung, die der Sozialismus nach dem Krieg fĂŒr die Menschen im Osten bedeutet habe.

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Quelle: DDR-Schriftstellerin Margarete Neumann (1917-2002) ĂŒber die Kinder und das Leid wĂ€hrend der Flucht

"Es muss ihn sehr erschĂŒttert haben."

Mit zehn Jahren ist dieser Joachim Bauer ErnĂ€hrer gewesen, und die Familie war groß, der Vater noch nicht zurĂŒck aus dem Krieg. Eine ostpreußische Bauernfamilie. Je mehr Kinder, umso mehr ArbeitskrĂ€fte. Aber sie waren matt und krank geworden auf dem Treck, Typhus aus den Baracken. Besonders die Mutter war sehr schwach. Sechs Kinder und Joachim ist nicht einmal der Älteste. [...] Dazu hatten sie noch so ein WĂŒrmchen aufgenommen, unterwegs, das irgend jemandem verloren gegangen war, die kleine Anneliese. Sie haben sie, als der FrĂŒhling kam, jeden Tag in diese Sonne getragen. Sie ist ihnen aber doch gestorben, trotz aller MĂŒhe und obwohl sie jedes bisschen Milch, das sie auftreiben konnten, ihr gaben. [...] Schnee, den der Wind treibt. Sie sitzen eng gedrĂ€ngt auf dem Wagen, Topf und Eimer klappern an der Seite. Die Mutter hat den Kleinsten auf dem Schoß, er weint immerfort, und sie reibt ihm HĂ€nde, FĂŒĂŸe und Gesicht. Schnee, Wind, Schnee. Wagen vor ihnen und hinter ihnen. Sie wissen nicht einmal, wohin.

Margarete Neumann, Der grĂŒne Salon, Weimar und Berlin 1975, S. 43.

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Quelle: DDR-Schriftstellerin Christa Wolf (1929-2011) ĂŒber den Umgang mit Flucht und Vertreibung in der DDR

Umsiedlung? Flucht? Heimweh? Trauer? Aus dem Roman "Kindheitsmuster"

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Urheber: Irene Eckleben, Bundesarchiv, Bild 183-B0509-0010-006

https://de.wikipedia.org/wiki/Christa_Wolf#/media/Datei:Bundesarchiv_Bild_183-B0509-0010-006,_Christa_Wolf.jpg

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Christa Wolf, 1963

"'Die Flucht' zum Beispiel – wenig beschrieben. Warum? [
] Weil dem Gegenstand etwas Heikles anhĂ€ngt? Allein das Wort [
] Es verschwand spĂ€ter. Aus FlĂŒchtlingen wurden Umsiedler – ein Ausdruck, der zu Recht aus den polnischen und tschechischen Gebieten Ausgesiedelten bezeichnet, die nicht geflohen waren. Nelly aber und ihre Verwandten nĂ€herten sich fluchtartig Schwerin – nannten sich noch Jahre nach dem Krieg 'FlĂŒchtling' – und glaubten zu wissen, wovor sie flohen. Bloß dem Russen nicht in die HĂ€nde fallen [
]."

Hinweis:
Die Schriftstellerin Christa Wolf war in der DDR und in der gesamten deutschen Literatur nach 1945 sehr bekannt. Sie war eine AnhÀngerin des Sozialismus, auch Mitglied der herrschenden Staatspartei SED, mit der sie trotzdem immer wieder stritt. In ihrem Buch "Kindheitsmuster" von 1976 thematisiert sie auch das Flucht- und Vertreibungsgeschehen am Ende des Zweiten Weltkriegs. Sie hinterfragte auch die starren Sprachregeln der DDR, in der nur von 'Umsiedlern' gesprochen werden durfte.
Christa Wolf war selbst auch heimatvertrieben. Sie stammte aus Landsberg an der Warthe (heute: GorzĂłw Wielkopolski, Woiwodschaft Lebus) und musste 1945 mit der Familie vor der heranrĂŒckenden Roten Armee fliehen. Zuerst kam sie nach Mecklenburg und lebte spĂ€ter in Berlin.

Christa Wolf, Kindheitsmuster, Berlin/Weimar 1976, S. 417.

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Zur Person - Christa Wolf im GesprĂ€ch mit GĂŒnter Gaus (1993)
§
Christa Wolf ĂŒber ihre Nachkriegserfahrungen und wie sie dazu kam, sich als FlĂŒchtling dem Sozialismus im Osten Deutschlands anzuschließen.
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Quelle: DDR-Schriftstellerin Ursula Höntsch-Harendt (1934-2000) ĂŒber Flucht und Vertreibung

Aus dem Roman "Wir FlĂŒchtlingskinder" (1985)

Hinweis:
Ursula Höntsch-Harendt stammte aus Frankenstein in Niederschlesien. Zu Anfang ihres Buches "Wir FlĂŒchtlingskinder" stehen folgende SĂ€tze:

Die Geschichte, die hier erzĂ€hlt werden soll, ist die Geschichte der Familie Hönow aus dem Schlesischen. Sie trug sich zu wĂ€hrend der Völkerwanderung unseres Jahrhunderts, als ĂŒber zehn Millionen Menschen auf der Suche waren nach einer neuen Heimat, westlich von Oder und Neiße. Vierzig Jahre ist das her! Was damals geschah und damals schmerzte, ist ĂŒberwunden, aber nicht vergessen.

Ursula Höntsch-Harendt, Wir FlĂŒchtlingskinder, Halle a. d. Saale/Leipzig 1985, S. 7.

6. Bekannte Unbekannte

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Urheber: Bundesarchiv, Bild 183-N0331-0022

https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Egon_Krenz_in_1974?uselang=de#/media/File:Bundesarchiv_Bild_183-N0331-0022,_Berlin,_Jugendweihe,_Egon_Krenz.jpg

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Der spĂ€tere letzte SED-GeneralsekretĂ€r und Staatschef der DDR Egon Krenz (1974): ein FlĂŒchtlingskind

Hast du gewusst, dass Egon Krenz (*1937) der letzte SED-GeneralsekretĂ€r in der DDR, ein FlĂŒchtling war? Er stammte aus Kolberg in Pommern und floh mit seiner Mutter 1944 nach Westen. Seinen Vater hat er nicht wiedergesehen, denn er fiel im Zweiten Weltkrieg. Die Familie kam bis nach Damgarten in Vorpommern, das nach Kriegsende zur sowjetischen Besatzungszone und spĂ€ter zur DDR gehörte.

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Urheber: Stefan Brending

https://de.wikipedia.org/wiki/Dieter_Birr#/media/Datei:2014_Puhdys_-_Dieter_Birr_-_Maschine_by_2eight_DSC8065.jpg

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Dieter Birr, der Frontmann der Puhdys: als Baby auf der Flucht 1945 fast verloren gegangen

Dieter Birr, "Maschine", der bekannte Frontmann der Rockband Puhdys war ein FlĂŒchtlingskind. Geboren wurde er 1944 in Köslin (Pommern). Im Februar 1945 ging er mit seiner Mutter auf die Flucht. Sie schlossen sich einem Treck an, der nach Westen, Richtung Stettin zog. Sowjetische Truppen holten den FlĂŒchtlingszug ein. Seine Mutter hielt den kleinen Jungen ganz fest, wurde aber von sowjetischen Soldaten aus der Menge gezerrt und mehrfach vergewaltigt. Ihr Kind konnte sie vorher gerade noch einer anderen Frau in die Arme drĂŒcken. Nach der Vergewaltigung rannte sie dem Treck hinterher und fand wie durch ein Wunder die Frau wieder, die ihr Baby noch immer im Arm trug. 

Als Kind war Dieter Birr eher zurĂŒckgezogen und angsterfĂŒllt. Wahrscheinlich half ihm die Rockmusik, zu sich selbst zu finden.

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Aufgabe

Recherche

  1. Suche in deiner Stadt oder deinem Dorf nach Personen, die öffentlich bekannt waren, aber von denen keiner oder nur wenige Menschen wussten, dass sie heimatvertrieben waren.
  2. WĂ€hle eine dieser Personen aus und trage Informationen ĂŒber deren Leben zusammen.
  3. Verfasse eine kurze Biografie ĂŒber diese Person.

Zusammenfassung: Das Thema Flucht und Heimatvertriebene in der DDR

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