Die NGO Human Rights Watch über ihren eigenen Bericht zur Gacaca-Gerichtsbarkeit vom 31. Mai 2011:
"Ruandas gemeindenahe Gacaca-Gerichte haben zwar zur Aufarbeitung des Völkermords von 1994 beigetragen, aber in zahlreichen Fällen weder glaubwürdige Urteile gefällt noch für Gerechtigkeit gesorgt, so Human Rights Watch in einem heute veröffentlichten Bericht. Da sich die Arbeit der Gacaca-Gerichte dem Ende nähert, soll Ruanda innerhalb seines nationalen Gerichtswesens Sonderabteilungen einrichten, um mutmaßliche Fehlurteile erneut zu überprüfen.
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'Ruandas ehrgeiziger Versuch zur juristischen Aufarbeitung des Unrechts wird ein zwiespältiges Erbe hinterlassen', so Daniel Bekele, Direktor der Afrika-Abteilung von Human Rights Watch. 'Die Gerichte haben dazu beigetragen, dass die Menschen in Ruanda die Vorfälle von 1994 besser verstehen, aber in vielen Fällen war die Beweisführung mangelhaft und hat zu Fehlurteilen geführt.'
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Die Menschen in Ruanda haben für die mit der Einrichtung des neuen Gacaca-Systems einhergehenden Kompromisse allerdings einen hohen Preis bezahlt. Human Rights Watch zufolge gab es eine Vielzahl von Verstößen gegen ein faires Verfahren. Dazu gehören Einschränkungen im Hinblick auf eine effektive Verteidigung; eventuelle Fehlurteile aufgrund des Einsatzes von Richtern, die größtenteils keine angemessene Ausbildung hatten; haltlose Anschuldigungen, die zum Teil darauf beruhten, dass die ruandische Regierung Kritiker zum Schweigen bringen wollte; Missbrauch der Gacacas, um 'persönliche Rechnungen' zu begleichen; Einschüchterung von Zeugen der Verteidigung durch Richter oder Beamte; Korruption bei Richtern und Konfliktparteien.
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'Viele Menschen berichteten, dass sie während der Gacaca-Prozesse geschwiegen haben, auch wenn sie an die Unschuld der mutmaßlichen Täter glaubten', so Bekele. 'Sie waren der Meinung, dass einfach zu viel auf dem Spiel stand, um nach vorne zu treten und Menschen zu verteidigen, denen zu Unrecht Verbrechen im Zusammenhang mit dem Völkermord vorgeworfen werden.'"
Human Rights Watch ist eine Nicht-Regierungs-Organisation (NGO). Sie setzen sich weltweit dafür ein, dass Menschenrechte eingehalten werden und beobachten dafür Konflikte und Regierungen. So wie hier zum Beispiel auch die Aufarbeitung des Völkermords in Ruanda.