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1.4 Konjunktur rassistischer und politischer Ideologien

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Am besten hält man zusammen, wenn man sich von jemandem abgrenzen kann.

1.4 Konjunktur rassistischer und politischer Ideologien

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Aus der Masse eine Gemeinschaft machen, den Menschen ein Gefühl von Zugehörigkeit geben – klingt so als wäre der Nationalismus eine schöne und segensreiche Sache. Aber wir haben schon in Kapitel 1.2 angedeutet, dass der Nationalismus nicht nur Zusammengehörigkeit, sondern auch Ablehnung und Ausgrenzung schuf. In diesem Kapitel sehen wir uns an, wie der Nationalismus im 19. Jahrhundert Feindschaft gegen vermeintlich 'Fremde' anstachelte und verstärkte, um zu einer mächtigen politischen Bewegung zu werden. 

Wichtige Vorbemerkung: Wir werden in diesem Kapitel Antisemitismus und Rassismus behandeln. Dabei ist es wichtig, von Anfang an klar zu machen, dass es sich hierbei um Vorstellungen handelt, die nicht auf Tatsachen, sondern auf Vorurteilen und Hass aufbauen. Wir werden uns trotzdem mit diesen Vorstellungen beschäftigen, erstens weil sie echte Auswirkungen auf des Leben von Menschen gehabt haben und weiterhin haben und zweitens, weil sie bis heute existieren und jeder in der Lage sein sollte, diese Vorstellungen als das zu erkennen, was sie sind.

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Aufgabe

Wiederholung mit Lückentext

Du kannst dich bestimmt noch an den Begriff Nation und Nationalismus aus Kapitel 1.1 und 1.2 erinnern, oder? Überprüfe hier nochmal dein Wissen, bevor wir mit den Auswirkungen des Nationalismus beginnen.

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Darstellung

Wiederholung: Aus der Masse eine Gemeinschaft

Der Nationalismus erlebte seinen großen Aufschwung am Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts. Eine wichtige Rolle spielte hierbei sicher das Gleichheits- und Partizipationsversprechen, welches die Nation dem Volk versprach. Dies verhalf dem Nationalismus nicht nur in Deutschland zu seinem Aufstieg.

Die Menschen hatten nun aber auch Forderungen an den Nationalismus, nämlich forderten sie das Recht auf Selbstbestimmung, das Recht auf einen eigenen, souveränen und unabhängigen Staat sowie ethnische Zugehörigkeit. Dies wurde ausschlaggebend für eine potentielle Nation und zu ihrem wichtigsten Prinzip. Die Forderung nach nationaler Einheit wurde immer größer. Aus der durch die Industrialisierung entstandenen Menschenmasse formte sich nun eine Gemeinschaft. Eine Gemeinschaft, die sich als zusammengehörig betrachtete und die sich durch ein Zugehörigkeitsgefühl miteinander verbunden fühlte. Der Nationalismus schaffte somit aus einzelnen Individuen eine Gemeinschaft.

Marina Herischko

1. Auswirkungen des Nationalismus

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exklusion-ausgrenzung-ausschluss
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Urheber: Zuckerschneggle

https://pixabay.com/de/illustrations/exklusion-ausgrenzung-ausschluss-5989784/

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Gruppenbildung durch Ausschluss Anderer: Die eigene Gruppe wird stabiler und besser erkenntlich, wenn eine klare Grenze zu denen, die nicht zur Gruppe gehören, gezogen wird.

Der Aufschwung des Nationalismus im 19. Jahrhundert blieb nicht ohne Folgen. Die immer stärker werdende Forderung nach einer nationalen Einheit und die Betrachtung der eigenen Nation als überlegen führten dazu, dass fremde Völker und Nationen weder als gleichwertig angesehen noch so behandelt wurden. Andere Nationen wurden herabgesetzt und ausgegrenzt. Eine einheitlich gedachte Gemeinschaft setzt Inklusion voraus. Es gibt aber keine Inklusion ohne Exklusion. Somit gibt es keinen Nationalismus ohne Ausgrenzung. Oder in anderen Worten: Ohne Ausgrenzung hat der Glaube an die angeblich besondere Bedeutung der (eigenen) Nation kaum eine Bedeutung. Menschen, die die eigene Nation überbetonen, grenzen die eine Nation von anderen Nationen ab. Die eigene Nation betrachten sie als die oberste und die beste Nation. Es gibt dann in der Vorstellung von Nationalisten sehr schnell minderwertige Menschen anderer Nationalität und oftmals setzt eine Unterdrückung von Minderheiten im eigenen Land ein. 

Heute können wir uns ein Leben ohne Gemeinschaft nicht vorstellen. Für die Entstehung der nationalen Gemeinschaft unserer Gegenwart ist des Streben nach einheitlichen Nationen und Staaten des 19. Jahrhunderts auch mitverantwortlich. Durch die Industrialisierung wurden Menschen immer mehr als Massen gesehen. Der Einzelne wurde vor allem in einer Gruppe wahrgenommen: in der Gruppe der Arbeiter zum Beispiel. In der Gruppe der Nation galten gemeinsame Wurzeln, Interessen und das Gemeinschaftsgefühl sehr viel. Der Nationalismus kam in vielen Gefühlen und Symbolen zum Ausdruck. Ein Gefühl von Zugehörigkeit und Zusammenhalt – vor allem das bot der Nationalismus den Leuten. Und die viele Nationalisten des 19. Jahrhundert nutzten die Gefühle aus, um Fremdenhass zu schüren. Sie wendeten die Idee der Nation gegen andere Völker und andere Nationen. Diese Ausgrenzung und Unterdrückung führte zu Rassismus und Antisemitismus.

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Aufgabe

Auswirkungen des Nationalismus

  1. Ordne die Auswirkungen des Nationalismus unten richtig zu.
  2. Erkläre die zwei Seiten der Auswirkungen des Nationalismus in eigenen Worten.

2. Nationalismus und Antisemitismus

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Urheber: Oscar Begas

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Leopold_Ullstein_by_Oscar_Begas,_1882.jpg

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Leopold Ullstein (1826-1899), einer der erfolgreichsten deutschen Verleger, beschäftigte bis zu 1600 Mitarbeitern und war Jude.

Weit verstreute jüdische Gemeinden gab es im Römischen Reich schon seit der Antike. Während des Mittelalters verbreiteten sie sich durch Zuzug und gezielte Ansiedlung auch im mitteleuropäischen Raum. Juden hatten dabei immer einen 'Sonderstatus'. Sie hatten andere (meist weniger) Rechte als ihre christlichen Nachbarn, durften bestimmte Berufe nicht ausüben, mussten in bestimmten Gebieten leben (Judengassen und -viertel), 'Mischehen' mit Christen waren verboten. Oftmals waren sie auch Verfolgungen, Vertreibungen und Gewalt ausgesetzt. 
Das änderte sich in den Nationalstaaten. Zuerst in Frankreich nach der Revolution, später auch in Deutschland. Nach der Reichsgründung von 1871 wurden die Juden rechtlich gleichgestellt. Es gab (offiziell) keinen Sonderstatus mehr. War der Nationalismus also ein Freund der Juden?  

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Darstellung

Juden sind Teil der Nation!

Viele Juden selbst betrachteten sich durchaus als Teil ihrer Nation. Sie kämpften aktiv für ihre politische Gleichstellung. Französische Juden sahen Frankreich als ihr Vaterland und deutsche Juden Deutschland. Sicher, im Glauben und in einigen Alltagsbräuchen unterschieden sie sich von ihren christlichen Nachbarn, aber zwischen Katholiken, Protestanten und Atheisten gab es auch Unterschiede, dennoch konnten alle zur gleichen Nation gehören. Die Idee der Nation hatte für die Juden einen großen Vorteil: Sie überwand das Denken der alten Zeit, in der es um religiöse Differenzen und Standesunterschiede gegangen war. Dieses Denken hatte die Juden immer ausgegrenzt. Die Idee, dass jeder, der Deutsch spricht und sich zur deutschen Nation bekennt, Teil der Nation ist, stieß für die deutschen Juden eine Tür auf. Denn sie sprachen Deutsch und die meisten von ihnen bekannten sich zur deutschen Nation. 

Flugblatt zur Erinnerung, der 12.000 gefallenen deutschen Juden im 1. Weltkrieg
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Urheber: Reichsbund jüdischer Frontsoldaten

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:1920_poster_12000_Jewish_soldiers_KIA_for_the_fatherland.jpg

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Flugblatt des 'Reichsbunds jüdischer Frontsoldaten' von 1920

Lukas Epperlein

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Leider sahen das viele Nationalisten nicht so. In ihrer Denkweise nahmen Juden weiterhin einen Sonderstatus ein, sie konnten nicht einfach Teil der Nation werden. Diese Nationalisten fanden es falsch und gefährlich, dass die Juden rechtlich gleichgestellt wurden. Zahlreiche Judenfeinde formierten sich in Parteien und Verbänden. In Dresden entstand beispielsweise 1881 die „Deutsche Reformpartei“ und in Kassel die „Deutsche Antisemitische Vereinigung“. 

Der extreme Nationalismus mit seiner Idee einer 'reinen' deutschen Nation sah das Judentum als 'Anti-Volk' und 'Anti-Nation'. Und die Juden dienten diesem Nationalismus zur Verbreitung seiner Ideologie, denn das Fremde bzw. das Andere wird durch seine bloße Existenz bereits als Bedrohung wahrgenommen und als Feind angesehen. Durch solche Ausgrenzungen sollte das Zusammengehörigkeitsgefühl des Nationalismus gestärkt werden. 

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Merkkasten

Was ist Antisemitismus?

Warum der Name Antisemitismus?

Ursprünglich stammt der Begriff „semitisch“ aus der Sprachwissenschaft und bezeichnet eine Sprachfamilie, zu der vor allem die Sprachen Hebräisch und Arabisch gehören. In 19. Jahrhundert wurde daraus dann eine „semitische Rasse“ erfunden, die bestimmte Merkmale habe, den „europäischen Rassen“ angeblich generell unterlegen sei und deren wichtigste Vertreter die Juden seien. In Texten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts ist also fast immer semitisch = jüdisch zu lesen. Antisemitisch heißt somit „gegenjüdisch“, ein Antisemit ist ein Judenfeind.

Was glauben Antisemiten?

Es handelt sich beim Antisemitismus um eine Weltanschauung, die in der Existenz der Juden die Ursache sozialer, politischer, religiöser und kultureller Probleme sieht. Um ihre Welt so erklären zu können, verallgemeinern Antisemiten die Juden („Alle Juden sind so“) und schreiben ihnen bestimmte negative Eigenschaften zu, z.B.:

  • Juden als Fremde: Juden seien nicht nur eine Religionsgemeinschaft, sie seien ein Volk (bzw. eine Rasse). Somit könnten sie nicht zu anderen Völkern (z.B. dem deutschen Volk) gehören – sie würden immer ein Fremdkörper sein.
  • Juden als abhängig: Juden seien nicht in der Lage, wichtige kulturelle oder zivilisatorische Leistungen selbst zu vollbringen. Deshalb lebten sie unter anderen Völkern, um von deren Leistungen zu profitieren.
  • Juden als materialistisch: Juden strebten immer nur nach Reichtum. Sie hätten keinen Sinn für Schönes oder Kultur, außer wenn sich damit Geld verdienen ließe.
  • Juden als triebhaft: Juden seien lustgetrieben und versuchten ständig, Nichtjuden zu verführen und sich so mit deren „Rasse“ zu vermischen.
  • Juden als Verschwörer: Juden würden ihre wahren Motive verstecken. Sie seien international verbündet und kontrollierten im Geheimen die Weltpolitik.
  • Juden als streitsüchtig: Juden seien streitsüchtig und gefährlich. Sie würden die Gemeinschaften, in denen sie leben, von innen heraus zerstören.


Formen des Antisemitismus

Antisemitismus kommt bis heute in unterschiedlichen Formen vor, die sich aber oft auch miteinander vermischen.

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Quelle

Der antisemitische Schriftsteller Julius Langbehn veröffentlicht 1890 sein Buch "Rembrandt als Erzieher"

„…die Judenfrage ist eine Racefrage und der Begriff ‚Jude‘ regelt sich einfach nach der Abstammung;…“, S. 157

„Die Natur ist so wunderbar aus Uebergängen geformt, daß sie selbst zwischen den stärksten Gegensätzen, den Deutschen und den Juden, Uebergänge hergestellt hat; aber es wäre thöricht, diese deshalb mit jenen irgendwie gleichstellen zu wollen; denn die geistige sittliche und körperliche Skala geht vom Deutschen zum Juden hinunter, nicht umgekehrt.“, S. 166

„Der Jude hat keine Ehre, weil er keine Heimath hat.“, S. 168

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Quelle

Der Historiker Heinrich von Treitschke, ein Wortführer des Antisemitismus, schreibt 1879 in einem Artikel über die deutschen Juden

Was wir von unseren israelitischen Mitbürgern zu fordern haben, ist einfach: sie sollen Deutsche werden, […] denn wir wollen nicht, daß auf die Jahrtausende germanischer Gesittung ein Zeitalter deutsch-jüdischer Mischcultur folge. […]

Unbestreitbar hat das Semitenthum an dem Lug und Trug, an der frechen Gier des Gründer-Unwesens einen großen Antheil, eine schwere Mitschuld an jenem schnöden Materialismus unserer Tage, der jede Arbeit nur noch als Geschäft betrachtet und die alte gemüthliche Arbeitsweise unseres Volkes zu ersticken droht; in tausenden deutscher Dörfer sitzt der Jude, der seinen Nachbar wuchernd auskauft. […]

Am Gefährlichsten aber wirkt das unbillige Uebergewicht des Judenthums in der Tagespresse […] Was jüdische Journalisten in Schmähungen und Witzeleien gegen das Christenthum leisten ist schlechthin empörend, und solche Lästerungen werden unserem Volke in seiner Sprache als allerneuste Errungenschaften „deutscher“ Aufklärung feilgeboten! […]

Ueberblickt man alle diese Verhältnisse – und vieles ließe sich noch sagen! – so erscheint die laute Agitation des Augenblicks doch nur als brutale und gehässige, aber natürliche Reaction des germanischen Volksgefühls gegen ein fremdes Element, das in unserem Leben einen allzu breiten Raum eingenommen hat. […] Bis in die Kreise höchste Bildung hinauf, unter Männern, die jeden Gedanken kirchlicher Unduldsamkeit oder nationalen Hochmuths mit Abscheu von sich weisen würden, ertönt es heute wie aus einem Munde: die Juden sind unser Unglück!

Gründer-Unwesens: Mit der deutschen Reichsgründung 1871 setzte ein Wirtschaftsboom ein, in dem viele Firmen gegründet und an der Börse spekuliert wurden. Nach dem 1873 folgenden Börsenkrach sprach man von dieser 'Gründerzeit' oft auch negativ.
Materialismus: Weltsicht, in der nur Geld und Waren wichtig sind
Agitation: Aufwiegelei, Hetze

Heinrich von Treitschke, Unsere Aussichten, in: Preußische Jahrbücher Band 44, Berlin 1879, S. 559-576, hier: S. 573ff.

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Aufgabe

Antisemitismus und Nationalismus

  1. Wähle eine der beiden Quellen oben. Finde im gewählten Text eine Stelle, an der nationalistisch und ein Stelle, an der antisemitisch argumentiert wird. Begründe deine Wahl.
  2. Formuliere eine jüdische Antwort auf den von dir gewählten Text. Beziehe dich dabei auf den Inhalt des Darstellungskastens 'Juden sind Teil der Nation' (Element 7) oben.
  3. Finde ein Beispiel aus deinem Alltag, in dem eine Gruppe (z.B. Klasse, Verein, Clique, Familie) ihre eigene Gemeinsamkeit stärkt, indem sie andere Menschen nicht ausgrenzt.
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Antisemitismus | musstewissen Geschichte
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Zusammenfassung Antisemitismus

3. Nationalismus und Rassismus

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Ein Video zur Definition von Rassismus
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Aufgabe

Rassismus

Sieh dir das Video oben an und definiere Rassismus in eigenen Worten.

4. Rassismus im Zuge des Kolonialismus im 19. Jahrhundert

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Bild ist gemeinfrei
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Urheber: Frank Murmann

https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Kolonien#/media/Datei:Kolonien-Afrikas.svg

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Europäische Kolonien in Afrika 1914

Die Europäer machten im 19. Jahrhundert den Rassismus zur Grundlage ihres Anspruchs, die Welt zu beherrschen. Die 'Rassen-Theorien' ihrer eigenen europäischen Forscher sagten ihnen, dass sie einfach am besten dazu geeignet wären und die anderen 'Rassen' davon profitieren würden, wenn die überlegenen Europäer über sie herrschten. Mit dieser erlogenen Rechtfertigung ausgestattet, teilten die Europäer ganz Afrika und Teile Asiens unter einander auf und machten sie zu Kolonien. 

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Chauvinistisch-imperialistische Karikatur als Ansichtskarte
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Urheber: ungenannter Künstler; Verlag: Otto Schulte-Oestrich, Köln am Rhein

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:1900-08_Otto_Schulte-Oestrich_AK_Einmarsch_in_China,_Gruss_vom_Kriegs-Schauplatz,_Bildseite.jpg

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Diese Postkarte (um 1900) zeigt, wie die Europäer den als rassistisches Clichée dargestellten Chinesen die europäische Zivilisation bringen. Die Chinesen hatten es gewagt, sich gegen die europäische Kolonialherrschaft zur Wehr zu setzen.

An illustration from the H. Strickland Constable's Ireland from One or Two Neglected Points of View
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Urheber: H. Strickland Constable

https://en.wikipedia.org/wiki/File:Scientific_racism_irish.jpg

PD

Pseudowissenschaftliche Grundlage: Darstellungen wie diese sollten im 19. Jahrhundert belegen, dass es angeblich riesige Unterschiede (Kopfform, Hirngröße) zwischen Europäern und Afrikanern gebe. Keine dieser Behauptungen ist nach heutigen wissenschaftlichen Standards belegbar.

Advert for Pears' Soap
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Urheber: Wellcome Collection gallery (2018-03-23)

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Advert_for_Pears%27_Soap_Wellcome_L0030380.jpg

Cc4BY

Der Wunsch aller, weiß zu sein: In dieser Seifenwerbung wird ein dunkelhäutiges Kind von der Wunderseife weiß gewaschen. Der Werbung unterliegen die rassistischen Denkmuster, dass ein dunkelhäutiges Kind sich selbstverständlich freuen würde, wenn es eine weiße Haut bekäme und, dass dunkle Haut, genau wie Schmutz, ein Makel bedeute.

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Aufgabe

Karikatur

Sieh dir die Karikatur unten an:

  1.  Beschreibe die Karikatur: Was kannst du auf dem Bild sehen? Beschreibe Mimik, Personen, Gestik, etc.
  2. Erkläre die Karikatur: Was wird hier dargestellt?
  3. Beurteile die Wirkung der Karikatur und nimm dazu Stellung in Bezug auf Rassismus und Nationalismus.
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Urheber: akg-images, NTB scanpix

https://ndla.no/subject:1:9132d125-4d8f-41a6-b61d-77741662d5a9/topic:4:182163/topic:2:164660/resource:1:184591/1105

Cc4BYNCSA
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Für die europäischen Staaten war das ein riesiges Wirtschaftsförderungsprogramm. Billige Rohstoffe aus den Kolonien, haufenweise neue Kunden, an die man die eigenen Produkte verkaufen konnte. Schiffe, Waffen, Eisenbahn- und Straßenbau in den Kolonien – all das brachte bestimmte Branchen in den Nationalstaaten Europas zum Aufblühen. Und die Erzählung, dass man als überlegene Rasse dort draußen die Zivilisation verbreite und gleichzeitig die Ehre der eigenen Nation gegen die europäischen Konkurrenten verteidige, begeisterte große Teile der Bevölkerung.

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Façade of the British Museum
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Urheber: Paasikivi

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:British_Museum_London_2016_Facade_06.JPG?uselang=de

Cc4BYSA

Das British Museum in London: Eines der größten kulturgeschichtlichen Museen der Welt und Stolz der Briten oder doch eher Schatzhaus eines räuberischen Kolonialstaats? Sehr viele der hier ausgestellten Objekte stammen nicht aus Großbritannien. Oftmals kamen sie aus den ehemaligen britischen Kolonien.

Die prächtige Fassade des Empfangsgebäudes zu den Bahnsteigen
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Urheber: Rolf Kranz

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Antwerpen,_Bahnhof,_Schauseite.jpg

Cc4BYSA

Der Bahnhof von Antwerpen, einer der schönsten Bahnhöfe der Welt – erbaut mit Geld aus dem Verkauf von Kautschuk, den Belgien unter grausamen Arbeitsbedingungen aus ihrer Kolonie Belgisch-Kongo presste.

S.M. Linienschiff Kaiser Wilhelm II.
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Urheber: Hugo Graf (1844-1914)

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:S.M._Linienschiff_Kaiser_Wilhelm_II_-_restoration.jpg

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'Zum Schutz unserer Kolonien!' Das deutsche Linienschiff 'Kaiser Wilhelm II.' Tausende Deutsche jubelten solchen Schiffen zu und zahlten oftmals sogar bereitwillig Zusatzsteuern, um die angebliche deutsche Größe auf den Meeren zu sichern.

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Audio

Ein Radiobeitrag: 'Hamburgs Reichtum durch den Kolonialhandel'

Über diesen Link findest du einen Beitrag des Deutschlandfunks zum Thema, wie die Hafenstadt Hamburg durch den deutschen Kolonialismus sehr reich wurde.

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Aufgabe

Rassismus und Nationalismus

  1. "Ohne Rassismus kein Kolonialismus, ohne Kolonialismus keine Nationalismus." Erkläre den in dieser Aussage behaupteten Zusammenhang in eigenen Worten.
  2. Diskutiere die Aussage kritisch, gehe dabei auch auf die Frage ein, was eigentlich Ursache und was Folge ist.

5. Nationalismus am Beispiel des Alldeutschen Verbandes

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vermutlich gemeinfrei
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Urheber: Unbekannt

https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Peters#/media/Datei:Carl_Peters_1882.jpg

PD

Carl Peters, 1882, Gründer des Alldeutschen Verbandes

1891 wurde im Deutschen Reich der "Allgemeine Deutsche Verband" von Carl Peters gegründet, der dann im Jahr 1894 den Namen "Alldeutscher Verband" erhielt. Der Verband vertrat bis zu seiner Auflösung 1939 eine radikal nationalistische und antisemitische Propaganda.

Der Verband vertrat die Ideologie, dass das deutsche Volk anderen Nationen gegenüber überlegen sei und orientierte sich an Sprache, Religion und Rasse, denn diese Merkmale ständen angeblich in der Tradition der Germanen. Er strebte bereits im 19. Jahrhundert eine sogenannte „Rassenreinheit“ für das Deutsche Reich an. Er propagierte radikalen Nationalismus und wollte das deutsche Nationalbewusstsein stärken sowie im Ausland fördern. Dafür bediente er sich an rassistischen und antisemitischen Stereotypen und nutze die Idee der Nation, um Fremdenhass zu schüren.

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Quelle

Heinrich Claß, ab 1908 Vorsitzender des Alldeutschen Verbandes in seinem Buch 'Wenn ich Kaiser wär´'

Was unser Volk ist mit seinen guten und schlechten Sitten, wissen wir – die Menschheit kennen wir nicht und lehnen es ab, für sie zu sorgen oder uns gar für sie zu begeistern. Wo fängt das an und hört es auf, was uns zugemutet werden soll, als zur Menschheit gehörig zu lieben und in unser Streben einzuschließen? Ist der verkommene oder halb tierische russische Bauer des Mir, der Schwarze in Ostafrika, das Halbblut Deutsch-Südwests oder der unerträgliche Jude Galiziens oder Rumäniens ein Glied dieser Menschheit?

Mir: hier: russisches Dorf
Deutsch-Südwest: deutsche Kolonie in Südwestafrika, heute Namibia

Daniel Frymann (Pseudonym von Heinrich Claß), Wenn ich der Kaiser wär´, Leipzig (Dietrichsche Verlagsbuchhandlung) 1913, S. 186

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Radio-Beitrag Alldeutscher Bund Kurzbiografie Heinrich Claß
SWR 9.4.1891: Der völkische
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Heinrich Claß - 1914, Tag für Tag - ARTE
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Radio-Beitrag Alldeutscher Bund Kurzbiografie Heinrich Claß
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Mitglieder des Alldeutschen Verbands
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Aufgabe

Alldeutscher Verband

  1. Erkläre an zwei Beispielen (aus Quellentext und/oder Videos) dass es sich beim Alldeutschen Verband um einen rassistischen und antisemitischen Verband gehandelt hat.
  2. "Rassismus und Antisemitismus waren für den Alldeutschen Verband nützliche Werkzeuge, um ihre politischen Ziele durchzusetzen." Erörtere diese Behauptung und nutze dabei Informationen aus dem gesamten Kapitel.

Zusammenfassung

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