Wenn man im Urlaub in Südosteuropa als deutsche Person erkannt wird, kann es schon mal vorkommen, dass man als Schwabo (Švabo) bezeichnet wird. Aber woher kommt die Bezeichnung Švabo? Es hat etwas mit den sogenannten Donauschwaben zu tun, die sich vor über 200 Jahren auf der Suche nach einem besseren Leben nach Südosteuropa aufgemacht haben. Was waren ihre Gründe? Was ist ihre Geschichte? Wo sind sie heute und was hat das kleine Dorf Filipowa damit zu tun?
4.8 Schicksal der Deutschen in Jugoslawien und Rumänien
Der Balkan zwischen Ost und West
Auf dem Balkan prallten kulturelle Einflüsse von Ost und West aufeinander. Bereits die Grenze zwischen dem West- und Oströmischen Reich verlief durch den Balkan. Ab dem 15. Jahrhundert strebte das Osmanische Reich nach territorialer Erweiterung, wodurch der Balkan zum Kriegsschauplatz wurde. Diese Kriege werden als Türkenkriege bezeichnet. In ihrem Verlauf wurden große Gebiete Ungarns, Rumäniens, Kroatiens und Serbiens verwüstet. Als habsburgische Truppen diese Gebiete ab Ende des 17. Jahrhunderts zurückeroberten, stellte sich die Frage, was zukünftig mit dem Land geschehen sollte.
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Die Türkenkriege im 17. Jahrhundert
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Die Türkenkriege im 17. Jahrhundert
Die sogenannten Türkenkriege bezeichnen die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen europäischen Mächten und dem Osmanischen Reich. Ab dem 15. Jahrhundert strebte das Osmanische Reich nach Ausdehnung seines Einflussgebietes nach Norden und Westen. Im Laufe dieser Ausdehnung gerieten bis Mitte des 17. Jahrhunderts große Teile des heutigen Ungarns, Rumäniens, Serbiens, Bosniens und Herzegowinas unter osmanische Kontrolle. Dadurch reichten osmanische Gebiete bis an die Stadt Wien heran.
Die gescheiterte Belagerung von Wien 1683 entwickelte sich zum Wendepunkt des Krieges. Die osmanischen Truppen mussten sich in der Folge zurückziehen, während die für Habsburg und das Heilige Römische Reich deutscher Nation kämpfenden Truppen Gebiete in Südosteuropa eroberten. 1686 nahmen sie die ungarische Hauptstadt Buda (eine Stadthälfte des heutigen Budapest) und 1688 die serbische Hauptstadt Belgrad ein. Für diese schwer von den Kriegen gezeichneten Gebiete galt es nun eine neue Perspektive zu entwickeln.
Galerie: Die Türkenkriege auf Gemälden.
Erinnerung in Ausstellungen
Bis heute befinden sich Objekte aus dieser Zeit in deutschen Museen. Beispielsweise werden in der Türckischen Cammer in Dresden osmanische Artefakte, Waffen und Rüstungen ausgestellt.
Galerie: Türckischen Cammer in Dresden
1. Aufbruch und Ankunft der Donauschwaben
Die Lösung: Um die eigene Herrschaft zu sichern und die Ländereien wirtschaftlich zu erschließen, entschied sich die habsburgische Verwaltung für die systematische Wiederbesiedelung dieser Länder mit deutschen Siedlern. Neben der planmäßigen Besiedlung durch die Habsburger Kaiser führte auch die Anwerbung durch weltliche und geistliche Grundherren zu drei großen Auswanderungswellen – den sogenannten "Schwabenzügen".
Deutsche Kolonisten wurden in allen Teilen des Deutschen Reichs angeworben. Viele stammten aus Südwestdeutschland, andere wiederum aus der Rhein-Main-Region oder der Pfalz. Zwischen 1689 und 1850 emigrierten schätzungsweise 500.000 deutsche Kolonisten nach Osteuropa.
Siedlungsgebiete der Donauschwaben
Warum überhaupt auswandern?
In den deutschen Erzählungen entwickelte sich eine verklärte Wahrnehmung der deutschen Kolonisten als "kühne Ostlandfahrer", die als wehrhafte Bauern das "christliche Europa" verteidigten. Tatsächlich entschieden sich viele Kolonisten aufgrund ihrer widrigen Lebenslage für die Ausreise. Die auswandernden Tagelöhner oder Bauern hatten unter feudaler Willkür, hoher Steuerlast, Missernten oder religiöser Verfolgung gelitten. Die Armut und Perspektivlosigkeit wurde zudem durch die relativ hohe Bevölkerungsdichte in ihrer Heimat verstärkt. Die Ländereien in Osteuropa boten ihnen die Möglichkeit auf ein vermeintlich besseres Leben. Jedoch waren vor allem die anfänglichen Bedingungen schwierig, weswegen Auswanderer nicht selten bereits nach einem Jahr wieder nach Hause zurückkehrten.
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Schriftsteller Ernst Moritz Arndt
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Schriftsteller Ernst Moritz Arndt
Der Schriftsteller Ernst Moritz Arndt hielt diese Hoffnung folgendermaßen fest:
„Diese armen Schwaben gehen häufig als Kolonisten ins Banat, und träumen da goldene Berge."
Immer der Donau nach!
Die ab Ulm schiffbare Donau bildete eine natürliche und praktische Verbindung für die Reise der Kolonisten. An ihr gelegene Städte wie Ulm oder Regensburg wurden zu Ausgangspunkten für die Kolonisten und profitierten wirtschaftlich von der Entstehung eines regelmäßigen Schiffsbetriebs. Eine erfolgreiche Reise ins "Hungarland" führte von Ulm unter anderem über Wien, Bratislava, Budapest teilweise bis nach Belgrad.
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Die Ulmer Schachteln
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Die Ulmer Schachteln
Die speziell für diese Reise angefertigten Boote wurden als Ulmer Schachteln bekannt. Sie bestanden aus einer simplen Holzkonstruktion, auf der zur Hauptreisezeit bis zu 300 Passagiere Platz fanden. Die Reise in den Ulmer Schachteln war mit erheblichen Risiken verbunden. Nicht nur Stromschnellen der Donau waren eine Gefahr, sondern auch in den Rastplätzen grassierende Krankheiten. Manche Kolonisten mussten auch umkehren, weil ihnen auf dem Weg das Geld ausging. Wenn die Boote ihr Ziel erreichten, wurden sie auseinandergebaut und ihr Holz als Baustoff für die ersten Siedlungen verwendet. Für die Schiffer ging es auf dem Landweg nach Hause.
Die ersten Siedlungen
Die Wiener Regierung verfügte 1786, dass jede Kolonistenfamilie ein Haus sowie Anbauflächen und einen Stall erhalten sollte. Die ankommenden Kolonisten siedelten jedoch nicht nur in bereits bestehenden Dörfern und Städten, sondern gründeten oft eigene Siedlungen. Ihnen wurden rechteckige Grundstücke zugewiesen, die schachbrettartig mit Straßen verbunden waren. Die zunächst einfachen Häuser entwickelten sich mit der Zeit und zunehmendem Wohlstand zu großzügigeren Gehöften. In der Mitte der Siedlungen wurden Bereiche für die Kirche und das Pfarrhaus, öffentliche Einrichtungen wie Schulen und die Verwaltung eingeplant.
Galerie: Die Siedlung der Donauschwaben
Dokumentation
Die Geschichte der Donauschwaben im Überblick
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Die Geschichte der Donauschwaben im Überblick
Schaue dir den Teil Donauschwäbische Geschichte (ab 8:07) an.
Aufgabe
Kommentar
Vielvölkerregionen – früher normal, heute fast verschwunden
Kommentar
Vielvölkerregionen – früher normal, heute fast verschwunden
Die Ansiedlung deutschstämmiger Siedler in Osteuropa erscheint aus heutiger Perspektive fremd. Jedoch gab es in dieser Zeit noch keine Nationalstaaten, wie wir sie heute kennen. Vielmehr wurden eroberte Gebiete durch gezielte Ansiedlung von Menschen wirtschaftlich erschlossen, teilweise modernisiert und somit die Herrschaft gesichert. Dies brachte durchaus Vorteile für alle Beteiligten: Die Herrschenden sicherten das eroberte Gebiet, die Siedler bekamen die Aussicht auf neuen Wohlstand und von Modernisierungen wie Straßenverbindungen und Schulen profitierte auch die ansässige Bevölkerung. Im Zuge dessen entstanden kulturell vielfältige Regionen, in denen verschiedene Völker nebeneinander und miteinander existierten. Dabei kam es aber auch zu Konflikten, wie Streit über die Amtssprache und das Schulsystem. Jedoch stellte erst das Aufkommen des Nationalismus im 19. Jahrhundert diese Vielvölkerregionen vor oft unlösbare Probleme.
Mit dem Zweiten Weltkrieg verschwanden diese Vielvölkerregionen und in der nach dem Krieg erlassenen Vierten Genfer Konvention wurde die Ansiedlung von Zivilbevölkerung in besetzten Gebieten verboten. Relikte dieser früheren Vielfalt sind national anerkannte Minderheiten, die teilweise eigene Rechte genießen.
Aufgabe
Kolonisierung, also die gezielte Ansiedlung von Zivilbevölkerung in einem fremden Land, ist heute aufgrund seiner negativen Auswirkung auf einheimische und indigene Gesellschaften verboten. Jedoch fand die Kolonisation Osteuropas unter anderen Bedingungen in der 'Alten Welt' Europas statt.
- Beschreibe Unterschiede zwischen der 'alten Welt' von unserer heutigen?
- Wäge ab, was in der damaligen Perspektive für und gegen die Besiedlung osteuropäischer Gebiete sprach. War die Besiedlung deiner Meinung nach vertretbar?
3. Identität und Zusammenleben
Nach der Ankunft der deutschen Kolonisten begannen diese ein neues Leben mit ihren ungarischen, serbischen und rumänischen Nachbarn. Obwohl seit 1784 Deutsch die Amtssprache in der gesamten Habsburgmonarchie war, wuchsen viele Kinder zweisprachig auf und lernten neben Deutsch auch Ungarisch oder eine slawische Sprache. Zudem brachten die Kolonisten neue Techniken des Handwerks und in der Landwirtschaft mit. Dabei wurden den Donauschwaben Tugenden wie Fleiß, Zielstrebigkeit und Unternehmergeist nachgesagt. Während die Handwerker innerhalb von Zünften in Selbstverwaltung lebten, gab es Ende des 18. Jahrhunderts bereits deutsche Vertreter im ungarischen Landtag. Nicht nur im Alltag entstand ein wechselseitiger Austausch. Der Prozess des kulturellen Austausches lässt sich in vielen Bereichen nachvollziehen.
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Die Donauschwaben in Filipowa
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Die Donauschwaben in Filipowa
Im Abschnitt Das Leben in Filipowa ab 1938 (ab 10:34) bekommst du einen Eindruck von dem alltäglichen Leben der Donauschwaben.
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Donauschwäbisch Kochen
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Donauschwäbisch Kochen
Banater Bratwurst (Brotworscht)
Zutaten: 1/2 kg Schweinefleisch von der Schulter, 1/2 kg durchwachsenen Bauch beides fein faschiert, 20 g Salz, 6 g Paprika süß, 6 g Paprika scharf, 4 g Pfeffer, 1 Glas Knoblauchwasser (2 dl). Därme beim Fleischhauer besorgen.
Zubereitung: Das Knoblauchwasser wird schon am Vortag zubereitet. Zu 1 kg Fleisch ca. 2 – 3 Zehen Knoblauch – zerdrückt in 2 dl Wasser – zugedeckt über Nacht ins Freie stellen (starker Geruch).
Die Zutaten mit dem faschierten Fleisch sehr gut vermischen und mit dem Knoblauchwasser fest durchkneten. Die fertige abgeschmeckte Wurstmasse nun mit einer Wurstspritze oder durch den Fleischwolf in die Därme füllen und portionieren. Die Wurst kann nun gebraten werden oder sie wird geselcht, wobei die geselchte Wurst roh gegessen oder auch gekocht werden kann. Die fertigen Würste kann man einfrieren.
Aufgabe
- Nenne drei kulturelle Einflüsse, denen die Donauschwaben ausgesetzt waren.
- Wie stellst du dir den Alltag eines donauschwäbischen Kindes vor? Schreibe einen kurzen Text, in dem du einen Schultag beschreibst. Was sind die Unterschiede zu deinem Schulalltag?
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Die Folgen des Ersten Weltkriegs
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Die Folgen des Ersten Weltkriegs
Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges zerbrach der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn. Im Friedensvertrag von Saint-Germaine wurde die Aufteilung des ehemaligen Staatsgebiets geregelt. Es entstanden neue unabhängige Nationalstaaten. Regionen wie das Banat oder die Batschka wurden nun durch Ländergrenzen geteilt. In der Folge lebten die Donauschwaben in Ungarn, Rumänien und dem Königreich Jugoslawien.
Durch den zunehmenden Nationalismus in Europa wurden die Bedingungen des Zusammenlebens immer schwieriger. Sinnbildlich für das zunehmende Gegeneinander ist die Auseinandersetzung bezüglich der Unterrichtssprachen. Nachdem Ungarn 1907 die ungarische Sprache zur alleinigen Unterrichtssprache ernannte, sahen sich die Donauschwaben in ihren Rechten benachteiligt. Die ungarische Sprache wurde zum Symbol ungarischer nationaler Unabhängigkeit. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurden deutsche Schulen in Rumänien und Jugoslawien sogar teilweise wieder ausgebaut. In Ungarn hingegen gab es keinen deutschsprachigen Unterricht mehr. Mehr zu den Auswirkungen des Nationalismus in Österreich-Ungarn steht im Kapitel 1.5.
3. Der Mythos der deutschen "Volksgemeinschaft"
Erst um 1900 entwickelte sich zwischen den deutschen Siedlern eine gemeinsame Identität als Donauschwaben. Gleichzeitig drängte der Nationalismus immer stärker in den Vordergrund. Das Ideal eines ethnisch reinen Nationalstaates ohne Minderheiten war besonders in den Vielvölkerregionen Südosteuropas problematisch. Dort hatten verschiedene ethnische Gruppen in Koexistenz gelebt. Aus dem Nebeneinander vieler Völker entwickelte sich zunehmend ein Gegeneinander.
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Der Schwäbisch-Deutsche Kulturbund
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Der Schwäbisch-Deutsche Kulturbund
Im Jahr 1920 wurde der Schwäbisch-Deutsche Kulturbund (SDKB) gegründet. Dieser war zunächst auf kulturpolitische Themen ausgerichtet. Ab 1932 gewann völkisches Gedankengut unter der Parole "Ehre, Blut und Boden" immer mehr Einfluss. In der Zeit des Nationalsozialismus übernahmen ab 1938 verstärkt die sogenannten "Erneuerer" die Kontrolle des SDKB. Sie widmeten sich in Abstimmung mit der sogenannten "Volksdeutschen Mittelstelle" der Organisation der Donauschwaben und der Verbreitung von NS-Propaganda. Die "Volksdeutsche Mittelstelle" war auch zuständig für die Umsiedlung der "Volksdeutschen" aus dem rumänischen Königreich.
Galerie: Parade des Schwäbisch-Deutschen Kulturbundes anlässlich der 175-Jahr-Feier von Filipowa 1938.
Der Zweite Weltkrieg
Nach dem Überfall Deutschlands werden viele als "Volksdeutsche" wahrgenommene Donauschwaben umgesiedelt oder für die Wehrmacht und SS rekrutiert. Damit waren Donauschwaben auch an den brutalen Massakern an ihren ehemaligen Nachbarn beteiligt. Nach dem Ende des Krieges wurde die deutschstämmige Minderheit für die nationalsozialistischen Verbrechen mitverantwortlich gemacht.
Galerie: Der Krieg der deutschen Wehrmacht gegen Jugoslawien 1941-1945
Die Donauschwaben im Zweiten Weltkrieg
Der Volksbund der Deutschen in Ungarn (VDU) wurde zunehmend von völkischem Gedankengut erfasst. Die unter der Führung von Franz Basch stehende Gruppierung wird 1938 von der ungarischen Regierung legalisiert. Im Jahr 1940 wird sie zur alleinigen Vertretung der deutschen Minderheit in Ungarn.
Als Ungarn an der Seite des Deutschen Reichs in den Krieg eintrat, wurden 20.000 Donauschwaben Teil der deutschen Waffen-SS. In Ungarn wurden bis zur Einnahme durch die Rote Armee 1945 ca. 600.000 Juden deportiert. Bereits 1944 begannen deutsche Bewohner und Besatzer mit der Flucht.
In Rumänien organisierte sich die deutsche Minderheit in der Nationalen Erneuerungsbewegung (NEDR). Unterstützt von der sogenannten Volksdeutschen Mittelstelle organisierten sie die Umsiedlung von 200.000 Donauschwaben in vom Deutschen Reich besetzte polnische Gebiete. Als auch Rumänien in den Krieg eintrat, werden auch Deutsche zunächst in die rumänische Armee eingezogen. Mit 54.000 "Volksdeutschen" kämpften jedoch die meisten in deutschen Verbänden wie der Waffen-SS.
Durch die Kriegserklärung des Deutschen Reichs an Rumänien am 25. August 1944 gerieten viele dieser Soldaten in Internierungslager oder werden verschleppt.
Auch der Schwäbisch-Deutsche Kulturbund (SDKB) wurde von der "Volksdeutschen Mittelstelle" unterstützt. In der Folge des deutschen Angriffs auf Jugoslawien 1941 wurde das Land in verschiedene Besatzungszonen aufgeteilt. Die Waffen-SS kämpfte mithilfe von rekrutierten "Volksdeutschen" gegen die jugoslawischen Partisanen unter Josip Broz (Tito). Dieser besonders brutal geführte Kampf fordert viele zivile Opfer. Im Gebiet des ehemaligen Jugoslawien starb in Folge des Zweiten Weltkrieges rund ein Fünftel der deutschen Minderheit.
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Die Donauschwaben und der Zweite Weltkrieg
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Die Donauschwaben und der Zweite Weltkrieg
Sieh dir zusammenfassend den Teil der Dokumentation Der Zweite Weltkrieg (ab 20:26) an.
4. Die "Entmischung" der Völker
Im Zuge des Zweiten Weltkrieges wurden etwa 21 Millionen Menschen gezielt umgesiedelt, deportiert oder waren zur Flucht gezwungen. Diese Bevölkerungsverschiebung betraf auch die Donauschwaben. Teilweise wurden diese in Folge von Abkommen, wie beispielsweise in Rumänien, zwangsumgesiedelt. Andere wiederum wurden durch den Krieg gezwungen, in das Deutsche Reich, andere europäische Länder, die Sowjetunion oder die Vereinigten Staaten zu flüchten. Manche wurden aus ideologischen Gründen nicht vor feindlichen Armeen evakuiert. Die Donauschwaben, die in ihrer Heimat verblieben, sahen sich nach Kriegsende Diskriminierung, Entrechtung oder Inhaftierung ausgesetzt. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges endete auch das Kapitel der deutschen Minderheiten in Osteuropa.
Flucht und Vertreibung
Als im Spätsommer 1944 die von der Wehrmacht gehaltene Ostfront zusammenbrach, wurden Siedlungsgebiete der Donauschwaben von sowjetischen Truppen eingenommen. Die auf dem Rückzug befindliche Wehrmacht begann mit der Evakuierung der deutschen Bevölkerung. Es entstanden Flüchtlingstrecks durch jugoslawische und ungarische Gebiete. Dort lösten sie teilweise Panik bei der deutschen Bevölkerung aus, die sich den Trecks anschlossen. Andere entschließen sich wiederum zu bleiben. Die Evakuierung erfolgt jedoch meist zu spät, weswegen viele von der Roten Armee überrollt werden. In der Folge werden viele Flüchtlinge wieder zurückgeschickt.
Die Flüchtlingsströme hielten auch nach dem offiziellen Kriegsende an. Viele Verbliebene deutscher Minderheiten Osteuropas mussten durch die befohlenen Umsiedlungen ihre Heimat für immer verlassen.
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Die verzögerte Evakuierung des Banat
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Die verzögerte Evakuierung des Banat
1944 wurde die militärische Niederlage des Deutschen Reichs immer wahrscheinlicher. Als sowjetische Truppen die rumänische Hauptstadt Bukarest einnahmen und den rumänischen Teil des Banats errichteten, begannen am 9. September 1944 Angehörige der deutschen Minderheit mit der Flucht nach Serbien. Jedoch rückten die sowjetischen Truppen weiter vor, weswegen auch jugoslawischen Gebiets des Banats Evakuierungen begannen.
Der vorliegende Evakuierungsplan wurde allerdings von dem in Belgrad residierenden SS- und Polizeiführer Hermann Behrends abgelehnt. Dieser berief sich auf einen geheimen Führerbefehl, der besagte, dass die "Volksdeutschen" im Banat verbleiben sollten. Als sowjetische Truppen und Partisanen auch das Westbanat einnahmen, hatten nur 15.000 deutsche Flüchtlinge das Gebiet des Deutschen Reichs erreicht. Ein Großteil der verbliebenen deutschstämmigen Bevölkerung wurde interniert, zu Zwangsarbeit gezwungen und sah sich willkürlicher Gewalt ausgesetzt.
Ankunft in Deutschland
Die in Deutschland ankommenden Donauschwaben fanden ein stark zerstörtes Land vor. In Folge des Krieges waren 6 Millionen Wohnungen zerstört und neben den Donauschwaben suchten insgesamt 16 Millionen vertriebene Menschen Zuflucht in Deutschland. Kirchen, Wohlfahrtsorganisationen und von Gemeinden geschaffene Notunterkünfte werden oft zu ersten Stationen der Ankunft. Vielen Flüchtlingen aus Osteuropa wurde erst mit der Zeit klar, dass es keine Rückkehr geben würde.
5. Erinnerungskultur im "Global Village"
Die Nachkommen der Donauschwaben leben heute in der ganzen Welt verteilt. Von Australien und Brasilien, über die Vereinigten Staaten und Kanada bis zu europäische Staaten. Überfall existieren Verbände, Landsmannschaften oder Vereine, die auf vielfältige Art und Weise versuchen, sich die Tradition und Erinnerung der Donauschwaben zu bewahren. Auch wenn ihre Anzahl nach dem Zweiten Weltkrieg stark gesunken ist, sind sie durch den Weltdachverband der Donauschwaben miteinander vernetzt und nach wie vor an länderübergreifenden Partnerschaften beteiligt.
Galerie: Erinnerung an das Leben der Donauschwaben
6. Zusammenfassung
Abschlussaufgabe
Du bist gefragt!
Abschlussaufgabe
Du bist gefragt!
Du hast viel über das Schicksal der Donauschwaben gelesen.
Stell dir nun vor, du wärst als Minister oder Ministerin für die Gemeinschaft der Donauschwaben zuständig. Du bist eingeladen, eine kurze Rede vor einem donauschwäbischen Heimatverein zu halten. Des weiteren wird dir im Vorfeld gesagt, dass du Stellung dazu beziehen sollst, ob die Donauschwaben irgendwann wieder in ihre Heimat und Dörfer wie Filipowa zurückkehren sollten.
- Was würde aus heutiger Sicht dafür sprechen?
- Welche Argumente sprechen gegen eine Rückkehr?
- Du kannst dich in deiner Rede auf die Inhalte des gesamten Kapitels beziehen.