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6.2 Verbandsarbeit und Parteien – 'Vertriebenenpolitik' im Nachkriegsdeutschland

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Urheber: Video: Digitale Lernwelten GmbH Foto: Friedrich Magnussen

https://de.wikipedia.org/wiki/Tag_der_Heimat#/media/Datei:3._Nordmarktreffen_der_Sudetendeutschen_und_15-Jahr-Feier_des_Verbandes_der_Heimatvertriebenen_(VdH)_Kiel_(Kiel_31.196).jpg

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Sudetendeutsche versammeln sich 1963 in Kiel: Treffen von Landsmannschaften waren immer auch politische Foren

6.2 Verbandsarbeit und Parteien – 'Vertriebenenpolitik' im Nachkriegsdeutschland

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"Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.", so heißt es in der Bibel. Und das stimmt. Menschen müssen sich auch geborgen, angekommen und aufgenommen fühlen. Und dazu gehört auch, dass sie sich in Gruppen versammeln oder ihre Interessen in der Gesellschaft vertreten können. Menschen sind eben immer auch politische Wesen. 
Wie war das bei den Flüchtlingen und Heimatvertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg? Welche Politik hat der BdV und haben die Landsmannschaften gemacht?

1. Aufgaben und Ziele des BdV im Wandel

Satzung des Bundes der Vertriebenen (BdV) im Laufe der Zeit

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Version 1950 Version 2012

Version 1950

  • Verwirklichung der Menschenrechte, des Selbstbestimmungsrechtes, des Rechtes auf die Heimat, der Durchsetzung eines internationalen Vertreibungsverbotes sowie die Entwicklung wirksamer Volksgruppenrechte
  • Wahrung der nationalen und staatlichen Einheit Deutschlands und die Wiedervereinigung Deutschlands in Frieden und Freiheit
  • friedliche Ordnung der Staaten und der Völker in einem freien und geeinten Europa
  • Wahrung der Rechte am Eigentum, das der Verfügung der Vertriebenen entzogen wurde
  • friedlicher Ausgleich mit den Völkern Osteuropas auf der Grundlage des Rechtes, der geschichtlichen Entwicklung und gegenseitigen Achtung
  • Erhaltung, Pflege und Entfaltung des heimatlichen Kulturgutes als Teil des gesamtdeutschen Kulturgutes sowie der Erhaltung des Volkstums der Deutschen unter fremder Herrschaft
  • verstärkte Vermittlung von Kenntnissen über Ostdeutschland und die deutschen Siedlungsgebiete in Ost- und Südosteuropa und deren Geschichte
  • a) Verwirklichung einer gerechten Völker- und Staatenordnung, in der die Menschenrechte, das Recht auf die Heimat und das Selbstbestimmungsrecht der Völker und Volksgruppen gewahrt werden und insbesondere Vertreibungen, Völkermord, völkerrechtswidrige Enteignungen sowie Diskriminierungen weltweit gebannt werden, und dort, wo sie erfolgten, im Rahmen des Möglichen geheilt werden
    b) Fürsorge für deutsche Vertriebene, Aussiedler, Spätaussiedler und ihre Nachkommen
    c) Erhaltung und Entfaltung des kulturellen und wissenschaftlichen Erbes der Heimat.
  • Der BdV verwirklicht diese Zwecke insbesondere durch:
    a) Vertretung der Anliegen des genannten Personenkreises gegenüber Regierungen, gesetzgebenden Organen und der Öffentlichkeit
    b) Beratung, Betreuung und Unterstützung des genannten Personenkreises sowie von Zuwanderern / Migranten, um ihre gesellschaftliche und wirtschaftliche Eingliederung zu erleichtern
    c) Pflege, Förderung und Weiterentwicklung des kulturellen Erbes der Heimat als Teil der deutschen und europäischen Kultur; Vermittlung von Kenntnissen über das historische Ostdeutschland, die deutschen Siedlungsgebiete in Ostmittel-, Ost- und Südosteuropa und deren Geschichte
    d) Unterstützung und Zusammenarbeit mit den in der Heimat verbliebenen Deutschen und ihren Nachkommen
    e) Förderung der Völkerverständigung durch partnerschaftliche Beziehungen zu der Bevölkerung unserer östlichen Nachbarstaaten auf der Basis von Wahrheit und Recht.
  • Der BdV ist überkonfessionell und überparteilich.

Zit. nach: Ortrud Becker, Geflüchtet – Vertrieben – Aufgenommen. Dokumentation über die Vertreibung, die Aufnahme, die Eingliederung und das Wirken der Heimatvertriebenen im Kreis Groß-Gerau, hg. vom Bund der Vertriebenen (BdV), Kreisverband Groß-Gerau, Griesheim, 1990, S. 306.

https://www.bund-der-vertriebenen.de/fileadmin/user_upload/Satzung_Stand_09-11-2012.pdf [17.10.2022].

Version 1950 Version 2012
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Aufgabe

  1. Vergleiche die beiden Satzungen miteinander. Finde zwei ähnliche und zwei unterschiedliche Punkte.
  2. Suche nach Gründen für die Veränderung in den Satzungen. Denke dabei z.B. an in der Zwischenzeit stattgefundene politische Ereignisse und die geänderte Mitgliederstruktur. 

2. Die Heimatvertriebenen – politische Macht und Ohnmacht

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Urheber: Konrad-Adenauer-Stiftung

https://de.wikipedia.org/wiki/Herbert_Czaja#/media/Datei:KAS-Czaja,_Herbert-Bild-1229-2.jpg

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Herbert Czaja (1914-1997) war von 1970 bis 1994 Präsident des Bundes der Vertriebenen. Er war gegen die Art der Vereinigung beider deutscher Staaten im Jahr 1990, weil damit die ehemaligen deutschen Ostgebiete endgültig zu den Ländern Osteuropas gehörten, denen sie nach dem Zweiten Weltkrieg zugeschlagen worden waren.

Die Politik des BdV auf bundespolitischer Ebene hatte in den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg immer auch eine deutschland-, europa- und weltpolitische Dimension. Das war gar nicht anders vorstellbar, weil die ehemaligen deutschen Ostgebiete nach dem Krieg aufgeteilt worden waren und zu mehreren anderen Ländern wie etwa Polen, der Tschechoslowakei und Russland gehörten. Diese Länder wiederum waren Teil des von der Sowjetunion beherrschten Machtbereichs, dem sogenannten Ostblock. 

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Urheber: Mef.ellingen

https://de.wikipedia.org/wiki/Herbert_Hupka#/media/Datei:Herbert_Hupka_im_Kulturzentrum_Ostpreu%C3%9Fen_Ellingen.jpg

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Herbert Hupka (1915-2006) war zwischen 1968 und 2000 Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Schlesier, die er in Bayern 1948 mitgegründet hatte. Auch er lehnte 1990 die Oder-Neiße-Grenze zwischen Polen und dem vereinigten Deutschland ab, akzeptierte jedoch, dass der deutsch-polnische Grenzvertrag von November 1990 rechtmäßig geschlossen worden war und daher anerkannt werden müsse.

Die mittel- und westdeutschen Reste des ehemaligen Deutschen Reiches (Bundesrepublik Deutschland und DDR), die die Flüchtlinge und Heimatvertriebenen aufgenommen hatten, waren ebenfalls geteilt und gehörten jeweils anderen politischen Machtblöcken an – dem westlichen und dem östlichen Bündnissystem (NATO und Warschauer Pakt). Alles, was deutsche BdV-Angehörige und gerade auch deren führenden Repräsentanten in der Bundesrepublik Deutschland bis 1990 öffentlich zu Schlesien, Pommern, Ostpreußen oder dem Sudetenland sagten, war daher von hoher politischer Bedeutung und wurde von Medien und Regierungen auch so wahrgenommen.

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Fernseh-Diskussion zwischen Herbert Czaja und dem SPD-Politiker Peter Glotz: deutsche Ostgrenzen, ein Friedensvertrag zwischen den Alliierten und Deutschland und Möglichkeiten für einen gerechten Ausgleich zwischen Deutschland und Polen (1985)
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3. Die Charta der Heimatvertriebenen 1950 – Selbstbestimmung und Neuorientierung

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Die Charta der Heimatvertriebenen wurde 1950 von mehreren Vertretern der Vertriebenenverbände (den BdV als Dachverband gab es damals noch nicht) formuliert und unterzeichnet. Sie stellte einen wichtigen Punkt in der Selbstbestimmung der Vertriebenen in ihrer neuen Situation in Deutschland dar. Für die meisten war es erst fünf Jahre her, dass sie aus ihrer Heimat vertrieben worden waren und an einem neuen Ort völlig neu anfangen mussten. Die meisten waren noch lange nicht 'angekommen', also sozial und wirtschaftlich integriert.

In ihrer Charta gaben die Heimatvertriebenen sich selbst Grundsätze, proklamierten das "Recht auf Heimat" und forderten eine gerechte Verteilung der durch den Krieg entstandenen Lasten unter der deutschen Bevölkerung. Der wohl wichtigste Grundsatz war der völlige Verzicht auf Rache und Vergeltung für das erlittene Leid und die Verpflichtung, an der Schaffung eines "geeinten Europas", in dem die Völker "ohne Furcht und Zwang" zusammenleben, mitzuwirken. 

Die Charta wurde schon damals als großer und wichtiger Schritt für das Selbstverständnis der Heimatvertriebenen und als Möglichkeit einer europäischen Aussöhnung wahrgenommen. Die Forderung nach gerechter Lastenverteilung erging an die deutsche Politik und wurde in den Folgejahren zumindest teilweise erfüllt (z.B. durch das Lastenausgleichsgesetz von 1952). Das eingeforderte "Recht auf Heimat" ließ freilich Interpretationsspielraum offen, woraus dieses Recht denn zu bestehen habe.

Einen Link zur Charta der Heimatvertriebenen findest du hier.

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§

© Bund der Vertriebenen

https://www.bund-der-vertriebenen.de/charta-auf-deutsch

Arrc

Ausschnitt der Original-Charta von 1950

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SWR 5.8.1950: Die Charta der Heimatvertriebenen wird unterzeichnet
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Ein Radiobeitrag zur Charta der Heimatvertriebenen
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Aufgabe

  1. Sammle Ideen, welche konkreten Rechte ein "Recht auf Heimat" beinhalten könnte.
  2. An wen könnte sich die Forderung ein "Recht auf Heimat" zu gewähren im Jahr 1950 gerichtet haben?

3. Überblick über die Ostpolitik der BRD in der Nachkriegszeit

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Darstellung

Adenauer-Zeit (1950er und 1960er Jahre)

In den ersten Jahren und Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Heimatvertriebenen Teil der bestimmenden politischen Kultur: Man positionierte sich gegen die Diktaturen des Ostens und konnte damit auch einen großen Teil der eigenen Forderungen nach einem freien und demokratischen Europa, nach Anerkennung des eigenen Leids, Wahrung der Eigentumsrechte, Schutz der eigenen Kultur und Zugang zu den ehemaligen Ostgebieten verbinden. Viele dieser Forderungen lehnten die Staaten des Ostblocks ab. Sie wollten die Vergangenheit ruhen lassen und das Thema Flucht und Vertreibung am liebsten begraben. Auch die von bürgerlichen Kräften bestimmte Politik der jungen Bundesrepublik wandte sich gegen die Unfreiheit und das Unrecht in den Staaten des Ostblocks. Regierungs- wie BdV-Vertreter waren sich zudem darin einig, dass die Frage, wie Deutschland in Zukunft sein sollte und welche Gebiete es umfassen sollte, zwar von den alliierten Siegermächten stark vorbestimmt, jedoch noch nicht mit den Deutschen besprochen worden war. Viele Flüchtlinge und Heimatvertriebene klammerten sich zudem an den Gedanken, dass sie eines Tages vielleicht doch in die alte Heimat zurückkehren könnten.

Marcus Ventzke, Digitale Lernwelten

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Darstellung

Zeit der Ostverträge (ab Ende der 1960er Jahre bis 1980er Jahre)

Zu Beginn der 1970er Jahre änderte sich die Außenpolitik der Bundesrepublik. Verhandlungen mit den Ostblockländern wurden aufgenommen, um die Verhältnisse zu normalisieren. Das Motto war "Wandel durch Annäherung". 1970 wurden der deutsch-sowjetische und der deutsch-polnische Vertrag geschlossen. Diese Verträge enthielten einen gegenseitigen Gewaltverzicht und die Anerkennung der bestehenden Grenzen. Im Prager Vertrag von 1973 zwischen der Bundesrepublik und der ČSSR wurde das Münchner Abkommen von 1938 für nichtig erklärt. Beide Seiten erklärten die Grenzen als unverletzlich. Auch mit der DDR wurden Gespräche begonnen und Abkommen geschlossen.
Viele Vertreter der Landsmannschaften und des BdV misstrauten dieser Politik, weil sie fürchteten, dass damit ihre Interessen aufgegeben werden würden. Es entstanden Konflikte. So trat zum Beispiel der Präsident der Landsmannschaft Schlesien Herbert Hupka (1915-2006) aus der SPD aus und in die CDU ein. Er lehnte die Ostpolitik ab und beharrte darauf, die verlorenen Gebiete später wieder in einen deutschen Staat einzugliedern. Außerdem warnte er davor, die Entspannungspolitik zu überziehen, der Sowjetunion zu sehr zu vertrauen und ihren Politikern zu weit entgegenzukommen. 

Heimatvertriebene wurden in einer durch nachrückende Generationen geprägten Öffentlichkeit, die vor allem die Verhältnisse der bestehenden Bundesrepublik verbessern wollte, nun oftmals als rückwärtsgewandt empfunden und angegriffen. 1985 spitzte sich der Konflikt zwischen führenden Schlesiern und der Bundesregierung zu, weil das Motto des Schlesiertreffens lauten sollte "40 Jahre Vertreibung – Schlesien bleibt unser". Das kritisierten auch CDU-Politiker, Bundeskanzler Helmut Kohl (1930-2017) sagte seinen Besuch des Treffens zunächst ab und schließlich wurde das Motto in „Schlesien bleibt unsere Zukunft in einem Europa freier Völker“ umgewandelt.

Marcus Ventzke, Digitale Lernwelten

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Darstellung

Zeit der Vereinigung beider deutscher Staaten (1989 und frühe 1990er Jahre)

Das Ende des Ost-West-Konflikts in den Jahren 1989/90 führte zu einem Wandel in ganz Europa. 

Zunächst musste die Einheit der beiden deutschen Staaten vertraglich geregelt und damit die Nachkriegszeit endlich abgeschlossen werden. Im Zwei+Vier-Vertrag von 1990 wurden die Grenzen des vereinigten Deutschlands auf das Gebiet von Bundesrepublik und DDR festgelegt. Damit verzichtete das vereinigte Deutschland endgültig auf alle früher zu Deutschland gehörenden Gebiete in Osteuropa und akzeptierte die bestehenden Grenzen, insbesondere die Grenze zwischen Deutschland und Polen entlang der Linie von Oder und Neiße. Das gefiel nicht jedem im BdV. Auch manche führenden Funktionäre wandten sich gegen die Endgültigkeit des Bruchs mit den alten Forderungen, die ehemaligen deutschen Ostgebiete nicht aufzugeben.

Der Vereinigungsprozess war jedoch Teil der weiteren europäischen Vereinigung. Die Grenzen zwischen Ost und West gingen auf. Freier Austausch von Menschen und Waren wurde alltäglich, spätestens seit die osteuropäischen Staaten Mitglieder der Europäischen Union wurden. Damit erfüllte sich einer der alten Träume der Heimatvertriebenen: Sie konnten in ihre alte Heimat reisen, konnten wieder Kontakte aufnehmen, sich aktiv in die Kulturpflege vor Ort einbringen. Unrecht und Leid konnte das nicht ungeschehen machen, aber ein wesentliches Ziel des BdV war trotzdem erreicht: An einem freien Europa der Völkerverständigung konnte jetzt gebaut werden.

Marcus Ventzke, Digitale Lernwelten

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Darstellung

Zeit des offenen Europas (ab 1990er Jahre)

In den letzten 30 Jahren haben sich die Vertriebenen-Organisationen immer mehr in die Kulturpflege, die historische Arbeit und die Geschichtskultur eingebracht. Zudem sind sie überaus wichtig für die Integration heutiger Flüchtlinge und Spätaussiedler. Seit 1950 sind mehr als 4,5 Mio. Spätaussiedler nach Deutschland gekommen. Allein in den Jahren 1989 und 1990 waren es 377.000 und 397.000 Menschen.
Aufgaben und Herausforderungen gibt es genug. Und sie sind vielfältig. Sie reichen von der Zahlung auskömmlicher Renten für russlanddeutsche Spätaussiedler über die Förderung des Sprachunterrichts in osteuropäischen Ländern, den Kampf um den Erhalt von Kulturdenkmälern und die Initiierung von Kulturfestivals bis zur Pflege von Kontakten mit Politikern in osteuropäischen Ländern.

Marcus Ventzke, Digitale Lernwelten

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Aufgabe

Skizziere die Ostpolitik der BRD zwischen 1945 und 2000 mit mindestens zwei wichtigen Wendepunkten nach und erkläre deren Auswirkungen auf die deutsche Ostpolitik.

4. "Schlesien bleibt unser!" oder Anerkennung der Grenzen

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§

Urheber: Michael König

https://de.wikipedia.org/wiki/Breslau#/media/Datei:Schlesien_Region_Breslau_inkl_Lkr.png

PD

Breslau auf einer Kartendarstellung der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg: Kann man das Verlorene zurückholen?

Eine Mehrheit der aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten stammenden Menschen war nach dem Zweiten Weltkrieg nicht in einer Landsmannschaft oder im Bund der Vertriebenen organisiert. Trotzdem hatten diese Organisationen über viele Jahre in der alten Bundesrepublik eine große politische Bedeutung. Die Verbindung zwischen den großen Volksparteien CDU und SPD, besonders der CDU, mit den Heimatvertriebenen war sehr eng. In der CDU-Bundestagsfraktion gab und gibt es zum Beispiel eine Gruppe von Abgeordneten, die sich insbesondere um die Interessen der Heimatvertrieben bemüht.

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Quelle: Die SPD zu den ehemaligen deutschen Ostgebieten (1963)

"Verzicht ist Verrat"

"Verzicht ist Verrat, wer wollte das bestreiten: 100 Jahre SPD heißt vor allem: 100 Jahre Kampf für das Selbstbestimmungsrecht der Völker. Das Recht auf Heimat kann man nicht für ein Linsengericht verhökern. Niemals darf hinter dem Rücken der aus ihrer Heimat vertriebenen oder geflüchteten Landsleute Schindluder getrieben werden. Das Kreuz der Vertreibung muß das ganze Volk mittragen helfen. Vertriebene und geflüchtete Landsleute sind keine Bürger zweiter Klasse, weder in der Wirtschaft noch in der Gesellschaft. Daß es ihr ernst damit ist, hat die SPD bewiesen. Der Wiedervereinigung gilt unsere ganze Leidenschaft! Wer an diesem Feuer sein kleines Parteisüppchen zu kochen versucht, kann vor dem großen Maßstab der Geschichte nicht bestehen.
Wir grüßen die Schlesier
Erich Ollenhauer     Willi Brandt    Herbert Wehner"

Hinweis: Dieser Text stammt aus dem Aufruf der SPD-Führung zum Deutschlandtreffen der Schlesier im Jahr 1963 

Programmheft zum Deutschlandtreffen der Schlesier, Köln 7.-9.6.1963, S. 25 (Privatarchiv M. Ventzke)

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Quelle: Der SPD-Politiker Willy Brandt zur Zukunft der ehemaligen deutschen Ostgebiete (1961)

"Mit friedlichen Mitteln um eine gerechte Grenzziehung"

"Schlesien bleibt in unserem Bewußtsein deutsches Land. Es wäre unmenschlich, wenn man uns auch noch die Erinnerung an die Heimat aus dem Herzen reißen sollte. Keine Macht dieser Welt wird uns daran hindern können, unser ganzes Wollen auf die Wiederherstellung unserer staatlichen Einheit zu konzentrieren und mit friedlichen Mitteln um eine gerechte Grenzziehung und um das Recht auf Heimat zu ringen.
Und jeder deutsche Politiker muß sich verpflichten, daß er keine nationalpolitische Entscheidung hinter dem Rücken unserer heimatvertriebenen und geflüchteten Landsleute treffen wird. Für wen das Ziel der Einheit unseres Volkes in Freiheit mehr bedeutet als eine unverbindliche Forderung in Feiertagsreden, der weiß genau, daß Berlin der Prüfstein für die Zukunft ganz Deutschlands ist."

Zit. nach: Andreas Kossert, Kalte Heimat. Die Geschichte der deutschen Vertriebenen nach 1945, 8., aktualisierte Auflage, München 2008,  S. 172.

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Quelle: Der CDU-Politiker Kai-Uwe von Hassel über die Rückgewinnung der deutschen Ostgebiete (1960)

"Rückgewinnung der deutschen Ostgebiete"

"Die Rückgewinnung der deutschen Ostgebiete ist nicht Sache der Heimatvertriebenen allein, sondern geht das deutsche Volk in seiner Gesamtheit an.
Das deutsche Volk sieht in der Wiedererlangung der deutschen Ostgebiete die Rückgängigmachung einer völkerrechtswidrigen Handlung, einer willkürlichen Abtrennung seit jeher deutscher Gebiete. Die Aufrechterhaltung dieses Unrechts ist nur Quelle für neue Unruhe.

Die Rückkehr der deutschen Ostgebiete würde dagegen die Erkenntnis in der gesamten Welt stärken, daß die Beziehungen zwischen den Völkern auf Recht und Vertrauen und nicht auf Gewalt und Unrecht beruhen.
Dies und nichts anderes erwartet das deutsche Volk von der Wiedergewinnung der Ostgebiete.

Im übrigen sind sich alle bewußt, auch die Menschen im Westen, die ihre Heimat behalten durften, daß der Wiederaufbau der deutschen Ostgebiete ungeheure Belastungen für das deutsche Volk mit sich bringen wird, die zu tragen aber eine nationale Verpflichtung ist.

Oft liest man in der Presse und in Briefen auch die Bedenken von Politikern und Publizisten, ob die Heimatvertriebenen den Anspruch auf ihre frühere Heimat überhaupt verantworten können, einmal gegenüber denen, denen sie unterdessen neue Heimat geworden ist und zum anderen angesichts der heutigen Weltlage, in der die Durchsetzung ihres Anspruchs nach menschlichem Ermessen nur um den Preis eines allgemeinen, diesmal mit Atomwaffen auszufechtenden Krieges möglich wäre."

Fritz Peter Habel, Dokumentensammlung zur Sudetenfrage, 2. Auflage, München 1961, S. 164.

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Quelle: Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) über die Möglichkeit zur Rückgewinnung der ehemaligen deutschen Ostgebiete (1959)

"Geduld"

"Die stärkste Waffe des Besiegten ist und bleibt die Geduld. Die stärkste Waffe ist ein zuverlässiger ethischer Glaube an die Heimat und an das eigene Volk."

Hinweis:
Konrad Adenauer beim Deutschlandtreffen der Schlesier im Jahr 1959

Andreas Kossert, Kalte Heimat. Die Geschichte der deutschen Vertriebenen nach 1945, 8., aktualisierte Auflage, München 2008, S. 172.

5. Neue Ostpolitik und der BdV

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§

Urheber: Bundesarchiv, B 145 Bild-F032319-0028 / Engelbert Reineke

https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Willy_Brandt_in_1970?uselang=de#/media/File:Bundesarchiv_B_145_Bild-F032319-0028,_Flughafen_K%C3%B6ln-Bonn,_Reise_in_die_UdSSR.jpg

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Bundeskanzler Willy Brandt (1913-1992) mit einigen Ministern beim Abflug zu Verhandlungen mit der sowjetischen Regierung (1970)

Mit der neuen Ostpolitik der SPD-FDP-Regierung ab Mitte der 1960er Jahre gerieten die Organisationen der Heimatvertriebenen oftmals in Gegensatz zur Bundesregierung. Ihr Einfluss auf Regierungsentscheidungen nahm folglich auch ab, besonders im Bereich der Außenpolitik.

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Darstellung

Erinnerung: Neue Ostpolitik und Ostverträge (ab Ende der 1960er Jahre bis 1980er Jahre)

Zu Beginn der 1970er Jahre änderte sich die Außenpolitik der Bundesrepublik. Verhandlungen mit den Ostblockländern wurden aufgenommen, um die Verhältnisse zu normalisieren. Das Motto war "Wandel durch Annäherung". 1970 wurden der deutsch-sowjetische und der deutsch-polnische Vertrag geschlossen. Diese Verträge enthielten einen gegenseitigen Gewaltverzicht und die Anerkennung der bestehenden Grenzen. Im Prager Vertrag von 1973 zwischen der Bundesrepublik und der ČSSR wurde das Münchner Abkommen von 1938 für nichtig erklärt. Beide Seiten erklärten die Grenzen als unverletzlich. Auch mit der DDR wurden Gespräch begonnen und Abkommen geschlossen.
Viele Vertreter der Landsmannschaften und des BdV misstrauten dieser Politik, weil sie fürchteten, dass damit ihre Interessen aufgegeben werden würden. Es entstanden Konflikte. So trat zum Beispiel der Vorsitzende der Landsmannschaft Schlesien Herbert Hupka (1915-2006) aus der SPD aus und in die CDU ein. Er lehnte die Ostpolitik ab und beharrte darauf, die verlorenen Gebiete später wieder in einen deutschen Staat einzugliedern. Außerdem warnte er davor, die Entspannungspolitik zu überziehen, der Sowjetunion zu sehr zu vertrauen und ihren Politikern zu weit entgegenzukommen. 

Heimatvertriebene wurden in einer durch nachrückende Generationen geprägten Öffentlichkeit, die vor allem die Verhältnisse der bestehenden Bundesrepublik verbessern wollte, nun oftmals als rückwärtsgewandt empfunden und angegriffen. 1985 spitzte sich der Konflikt zwischen führenden Schlesiern und der Bundesregierung zu, weil das Motto des Schlesiertreffens lauten sollte "40 Jahre Vertreibung – Schlesien bleibt unser". Das kritisierten auch CDU-Politiker, Bundeskanzler Helmut Kohl (1930-2017) sagte seinen Besuch des Treffens zunächst ab und schließlich wurde das Motto in „Schlesien bleibt unsere Zukunft in einem Europa freier Völker“ umgewandelt.

Marcus Ventzke, Digitale Lernwelten

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§

Urheber: Merit Schambach

https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:German_reunification?uselang=de#/media/File:0000393_representation_361_original.tif

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Ohne die ehemaligen deutschen Ostgebiete? Freude bei Menschen aus Ost und West am Vorabend der Vereinigung beider deutscher Staaten im Jahr 1990

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§ PD

Unterschriften der Vertreter der alliierten Siegermächte unter den Zwei-plus-Vier-Vertrag. Der Vertrag wurde zwischen den Alliierten und den beiden deutschen Staaten geschlossen. Du findest ihn hier.

Das zeigte sich noch im Prozess der Vereinigung der beiden deutschen Staaten im Jahr 1990. Herbert Czaja, der damalige Präsident des Bundes der Vertriebenen, lehnte die Vorstellung ab, dass mit dem Zusammenschluss von Bundesrepublik und der DDR alle deutschen Gebietsfragen geklärt wären. Er stimmte daher auch als Abgeordneter im Bundestag gegen den deutsch-deutschen Einigungsvertrag und gegen die Regelungen mit den Alliierten über die äußeren Verhältnisse Deutschlands, den sogenannten Zwei-plus-Vier-Vertrag. Er trat stattdessen für eine Wiederherstellung Deutschlands in den Grenzen von 1937 ein.

Doch gab es auch eine andere Seite im Wirken von Czaja. Schon seit den 1960er Jahren hatte er sich für friedlichen Interessenausgleich und Versöhnungsarbeit auf christlicher Grundlage eingesetzt, um den ewigen Kreislauf nationalstaatlicher Gebietsansprüche und -konflikte zu durchbrechen.

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Merkkasten

Ein rechtliches Problem

Völkerrechtlich hatten die Vertriebenenverbände in ihrer Kritik an den Ostverträgen einen Punkt: Rein juristisch war es den deutschen Nachkriegsregierungen gar nicht gestattet, Verträge über die deutschen Außengrenzen abzuschließen. Diese Frage lag seit dem Potsdamer Abkommen bis zum Abschluss eines endgültigen Friedensvertrags eigentlich in der Verantwortung der Alliierten. 

Dass die Regierung der DDR im Görlitzer Abkommen 1950 und die Bundesrepublik im Warschauer Vertrag 1970 die Oder-Neiße-Linie als deutsche Ostgrenze anerkannten, war also eigentlich eine völkerrechtliche Kompetenzüberschreitung der deutschen Regierungen.

Diese juristische 'Lücke' wurde dann 1990 im 'Zwei-plus-Vier-Vertrag' geschlossen, in dem die Alliierten und die beiden deutschen Staaten gemeinsam die deutsche Wiedervereinigung in den festgelegten Grenzen festschrieben. 

Lukas Epperlein, Digitale Lernwelten

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Merkkasten: Herbert Czaja

Politischer Anführer und Orientierungsfigur

Herbert Czaja stammte aus Teschen in Schlesien. Er bewegte sich in der deutschen wie der polnischen Kultur seiner Umgebung. Nach Ende des Ersten Weltkriegs hatte er die polnische Staatsbürgerschaft. Nach dem Abitur studierte er in Krakau und Wien Germanistik, Philosophie und Geschichte. Als wissenschaftlicher Assistent arbeitete er dann an der Universität in Krakau.
Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs und der Besetzung Polens weigerte er sich, sich der NSDAP anzuschließen. Zunächst war er weiter Lehrer und zwar in Zakopane und in Przemyśl. Dann wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und schwer verwundet. Er wurde aus seiner Heimat vertrieben und kam nach Südwestdeutschland.
Ab 1946 arbeitete er als Lehrer in Stuttgart. Er trat der CDU bei, übernahm auch führende Positionen in der CDU und war schließlich von 1953 bis 1990 Abgeordneter des deutschen Bundestages für die CDU. Von 1980 bis 1990 war er Vorsitzender der Gruppe der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen der Unions-Fraktion.

Marcus Ventzke, Digitale Lernwelten

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Merkkasten: Herbert Hupka

Linker, Rechter, Menschenrechtler?

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Urheber: Nightflyer

https://de.wikipedia.org/wiki/Kuratorium_Unteilbares_Deutschland#/media/Datei:Wiki-Projekt_Private_Fahrzeugsammlung_Braunschweig_NIK_1903.JPG

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Deutschland in den Grenzen von 1937: Plakat des Kuratoriums ungeteiltes Deutschland aus dem Jahr 1956. Herbert Hupka war in diesem Kuratorium tätig.

Der Lebensweg von Herbert Hupka ist außergewöhnlich. Er wurde 1915 auf Ceylon geboren, das damals zum britischen Kolonialreich gehörte. Seine Eltern wurden während einer Reise nach China von den britischen Behörden festgesetzt. Sie galten als Deutsche und damit seit Beginn des Ersten Weltkriegs als Angehörige eines feindlichen Landes. Sie kamen in ein Internierungslager. Der Vater starb nach der Freilassung an der Grippe.

Seine Jugend verbrachte Hupka im oberschlesischen Ratibor. In der Zeit der Naziherrschaft wurde seine Mutter von den Nazis als sogenannte Halbjüdin eingestuft und ins KZ Theresienstadt gebracht. Hupka musste Kriegsdienst leisten, wurde aber 1944 wegen seiner Mutter als "wehrunwürdig" aus der Wehrmacht entlassen und inhaftiert. Nach dem Krieg kehrt er zunächst nach Ratibor zurück. Dort wurde er nunmehr als Deutscher von polnischen Behörden inhaftiert und vertrieben.

Hupka arbeitete nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zunächst als Journalist beim Bayerischen Rundfunk und setzte sich für die deutsche Einheit ein. Das schloß die ehemaligen deutschen Ostgebiete ein. Von 1969 bis 1987 war er Abgeordneter des Bundestages; zunächst für die SPD. Weil er sich gegen die Annäherungspolitik der SPD-FDP-Koalition an die Regierungen des Ostblocks aussprach, trat er schließlich im Jahr 1972 aus der SPD aus und in die CDU ein.

Hupka, der mit Reden überzeugen konnte und über Führungsfähigkeit verfügte, trat immer markant für die Interessen der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen ein. Seit Ende der 1960er Jahre war er Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien. Er stand auch dem Ostdeutschen Kulturrat vor und war Vizepräsident des Bundes der Vertriebenen. Im Vorfeld des Schlesiertreffens im Jahr 1985 riskierte er den Konflikt mit weiten Teilen der bundesdeutschen Öffentlichkeit und den Parteien, auch mit der CDU. Als Motto des Treffens hatte er "40 Jahre Vertreibung – Schlesien bleibt unser" gewählt. Nach Protesten änderte er dieses Motto in "Schlesien bleibt unsere Zukunft in einem Europa freier Völker". In der Folge begann eine öffentliche Debatte über die Vertreibung, die Rolle des Bundes der Vertriebenen und die Zukunft der ehemaligen deutschen Ostgebiete.

Nach Ende des Kalten Kriegs zwischen Ost und West setzte sich Hupka verstärkt für die deutsch-polnische Verständigung ein. In Ratibor wurde er sogar zum "Verdienten Bürger der Stadt" ernannt.

Er war ein Kämpfer, der durch die schweren Schicksalsschläge seines Lebens immer gegen Unrecht und Unfreiheit auftrat. Für viele Schlesier war er eine Orientierungsfigur.

Marcus Ventzke, Digitale Lernwelten

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Aufgabe

  1. Arbeite die Positionen von SPD und CDU zu den ehemaligen deutschen Ostgebieten heraus (Elemente 18-21).
  2. Recherchiere zur rechtlichen und politischen Position, die die Bundesregierungen der Nachkriegszeit vertraten: Warum gingen sie davon aus, dass es offen sei, was mit den ehemaligen deutschen Ostgebieten werden soll?
  3. Bereite einen Kurzvortrag zur sogenannten Ostpolitik der SPD-FDP-Regierungen ab Mitte der 1960er Jahre vor. Beantworte dabei folgende Fragen:
    1. Wie ging die Bundesregierung fortan mit den Staaten Osteuropas um (Bsp.: Ostverträge)?
    2. Welche Folgen hatte diese Politik für die Grenzfragen (Bsp.: Oder-Neiße-Linie)?
  4. Viele Heimatvertriebene in der Bundesrepublik warfen den Politikern, die die Ostpolitik vorantrieben, Verrat ihrer und der nationalen Interessen vor. Erläutere, wie es zu diesem Vorwurf kommen konnte. Beziehe dabei die Informationen in den Elementen 26 und 27 ein.

Zusammenfassung: Verbandsarbeit und Parteien – 'Vertriebenenpolitik' im Nachkriegsdeutschland

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