Die Flagge des eigenen Landes schwenken, beim Fussball oder am Nationalfeiertag – das machen viele Menschen. Sie freuen sich zu einer Nation zu gehören, zu einer Gruppe Gleichgesinnter. Wenn ich beim Fussball jubelnde Menschen mit Fahnen sehe, springt die Energie über. Freude an der eigenen Nation und an dem Bekenntnis zu ihr – das hat mit Gefühlen, mit Begeisterung, hin und wieder auch mit 'Ausflippen' zu tun.
Szenenwechsel: Manchmal sehe ich in den Fernsehnachrichten Berichte von Kämpfern aus irgendeinem blutigen Konflikt, die dann in die Kamera sagen, sie würden für ihre Nation kämpfen. Sie würden lieber sterben, als mit irgendwelchen anderen Menschen zusammenzuleben, weil die eine andere Kultur oder Religion haben.
Meine Frage: Wie kann das sein, dass aus begeisterten Menschen Kämpfer in blutigen Konflikten werden? Ist das Bekenntnis zu einer Nation nun etwas Gutes oder etwas Schlechtes?
1.2 Nationalismus: Überhöhung der Nation
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Nationen sind Vereinbarungen
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Nationen sind Vereinbarungen
Nationen sind Vereinbarungen, denen Menschen zustimmen. Sie sind an sich nicht da. Man kann sie nicht anfassen, riechen, schmecken oder irgendwo hintragen. Sie sind eine Vereinbarung darüber, welche Ansichten, Eigenschaften oder Bedürfnisse eine Gruppe von Menschen gut findet und welche sie ablehnt. Menschen nutzen diese Ansichten, Eigenschaften oder Bedürfnisse, um eine Gruppe zu bilden. In dieser Gruppe versteht man sich. Man denkt und handelt an vielen Stellen übereinstimmend. Man tritt füreinander ein und ist auch bereit, Opfer für die anderen in der Gruppe zu bringen.
1. Wir halten zusammen!
Wir. Nur drei Buchstaben hat
dieses Wörtchen. Doch es bedeutet wahnsinnig viel. "Wir" beschreibt eine
Gruppe. Aber eben nicht irgendeine Gruppe, sondern unsere Gruppe. Wir,
das heißt ich gehöre dazu, zähle mich selbst dazu. Es ist meine Gruppe,
ich bin ein Teil davon. "Wir" bedeutet, dass ich eine emotionale Bindung zu
den Menschen haben, die zum "Wir" dazugehören. Das kann meine Familie
sein, das können meine Freunde sein, das können meine Nachbarn sein. Dieses "Wir"
ist für uns sehr bedeutend, denn wir wollen dazugehören. Wir wollen mit
anderen Menschen reden, lachen, spielen, feiern, arbeiten. Wir wollen
zur Gruppe gehören.
Auch Nationalismus schafft ein Zusammengehörigkeitsgefühl, sogar ein besonders starkes. Und das zeigen die Menschen auch: Mit Farben, mit Symbolen, mit gemeinsamen Erzählungen.
Aufgabe
Du und deine Nation
Überlege: Gab es in deinem Leben schon Momente, in denen du dich als Teil einer Nation und damit anderen Menschen verbunden gefühlt hast? Sammelt solche Momente in der Klasse.
Unsere Flagge, unser Feiertag: Wir zeigen unseren Zusammenhalt.
Menschen zeigen gerne, zu welchen Gruppen sie gehören. Du kennst das vielleicht aus dem Sport, zum Beispiel aus dem Fußball: Spielen wir bei einem Verein, tragen wir Trainingsanzüge in den Vereinsfarben. Fans tragen Trikots, Schals und andere Fan-Artikel. Ähnlich funktioniert das auch bei Nationen: Sie nutzen Flaggen, Wappen, Hymnen. Mit diesen Symbolen identifizieren sich die Anhänger der jeweiligen Gruppe. Egal ob das jetzt der örtliche Fußballverein in der Hessenliga oder die USA ist. Fußballvereine haben sich bei nationalen Symbolen einiges abgeschaut.
Galerie: Flaggen, Feiertage und Traditionen
Unsere Identität: Wir haben eine gemeinsame Erzählung.
Viele Nationen berufen sich auf gemeinsame Erzählungen und Geschichten, die eine besondere Bedeutung für ihre Identität und Kultur haben, ein sogenanntes Nationalepos. Die Themen dieser Geschichten sind dabei häufig dieselben: Es geht darum, woher ein Volk vermeintlich stammt und woher seine zentralen Werte kommen. Ein Nationalepos soll Verbundenheit und eine gemeinsame Geschichte geben.
In vielen dieser Erzählungen stehen Nationalhelden im Mittelpunkt. Häufig haben sie einen historischen Kern, aber die Geschichten von ihren Taten sind keine historischen Berichte, sondern sagenhafte Erzählungen. Es geht darum, dass diese Helden für ein Idealbild stehen, dem die Nation und ihre Mitglieder nacheifern sollen.
Galerie: Nationalhelden
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Alexanders Erbe? Der Namenstreit um Mazedonien
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Alexanders Erbe? Der Namenstreit um Mazedonien
Wer sind die "wahren Erben" Alexanders des Großen? Dieser Streit dreht sich nicht um die Aufteilung von Alexanders Riesenreich ab 323 v. Chr. Der Streit, um den es hier geht, fand 2300 Jahre nach Alexanders Tod statt, genauer gesagt ab dem Jahr 1991.
Nach dem Zusammenbruch Jugoslawiens entstand die "ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien". Unter diesem Namen wurde das kleine Land an der nördlichen Grenze Griechenlands international anerkannt – ein Kompromiss. Ein Nachbar hatte nämlich ein großes Problem damit, dass sich das Land "Mazedonien" nennen möchte: Griechenland lehnte den Namen, sowie die Flagge Mazedoniens ab. Denn beide bezogen sich auf das historische Reich Mazedonien, dessen König Alexander der Große gewesen war. Auf Alexander erhoben aber auch die Griechen Anspruch. Für sie war er einer der großen Griechen der Geschichte.
Der Streit um das "Erbe Alexanders" schadete vor allem der Republik Mazedonien. Griechenland blockierte den Beitritt Mazedoniens zum Militärbündnis NATO und auch zur Europäischen Union. Auch verhängte Griechenland zwischenzeitlich eine Handelsblockade gegen Mazedonien und schloss die griechisch-mazedonische Grenze.
Der Streit zog sich mit größeren und kleineren Kompromissen
einerseits, aber auch mit größeren und kleineren Provokationen
andererseits noch über einige Jahre hin. Erst 2018 legten der
mazedonische Ministerpräsident Zoran Zaev und sein griechischer
Amtskollege Alexis Tsipras den fast dreißig Jahre andauernden Streit
bei. Zaev wollte einen EU-Beitritt Mazedoniens unbedingt ermöglichen.
Ergebnis der griechisch-mazedonischen Verhandlungen: Die Republik Mazedonien benennt sich in Republik Nord-Mazedonien um. Griechenland hingegen beendet seine Blockadehaltung. 2020 tritt Mazedonien der NATO bei, Beitrittsverhandlungen mit der EU beginnen ebenfalls.
Aufgabe
Nationalhelden und wir
Such dir in der Galerie oben einen Nationalhelden aus.
- Recherchiere im Internet nach einer Statue, einem Museum, einem Kunstwerk etc. mit/in dem dieser Held heute dargestellt wird.
- Beschreibe die von dir gefundene Darstellung in eigenen Worten.
- Erörtere ob und warum (bzw. warum nicht) der dargestellte Held für die Menschen heute eine Bedeutung hat.
2. Wir zuerst, wir sind besser
So ein Zusammenhalt, ein starkes "Wir", das ist schon etwas Besonderes. Und es ist auch etwas Schönes, wenn man sich versteht, ähnlich tickt, sich in einer Gemeinschaft zuhause fühlen kann. Im Nationalismus passiert aber mehr: Alle, die zur Nation gehören wollen, ordnen sich ihr unter. Die Nation kommt zuerst, es wird das gemacht, was der Nation dient. Zuerst die Nation, dann der Rest.
Aber das ist noch nicht alles: Wo es ein "Wir" gibt, gibt es natürlich auch ein "Ihr", also andere Völker, andere Nationen. Und weil Nationalisten stolz auf ihre Nation sind und ihre Werte und Ideen für die besten halten, zeigen sie das auch. Wir haben genau die richtigen Werte, die beste Haltung. Und das zeigen wir euch Anderen auch. So entsteht eine Art Wettkampf.
America First! Wir zuerst!
"AMERICA FIRST!" – An diesem Slogan ist wirklich niemand vorbeigekommen, als Donald Trump 2016 zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt worden ist. "America First!" – "Amerika zuerst!" ist eine sehr einfache Botschaft, mit großer Auswirkung auf nahezu alle Bereiche von Donald Trumps Politik. Im 21. Jahrhundert dachten viele eigentlich, ein so aggressiver Nationalismus würde der Vergangenheit angehören. Im 19. und 20. Jahrhundert war er weit verbreitet, nicht nur in den USA. Der Gedanke, die eigene Nation müsse sich gegenüber anderen durchsetzen, sie klein halten und manchmal auch besiegen, war schon früh ein Teil nationalistischer Bewegungen. Trumps Wahlerfolg hat uns gezeigt, dass er auch noch Teil unserer Gegenwart ist.
Galerie: Etwas besonderes
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'Deutschland, Deutschland über alles'
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'Deutschland, Deutschland über alles'
Uns Deutschen hätte Trumps Slogan 'America First' eigentlich ziemlich bekannt vorkommen können. Schließlich beginnt das 'Lied der Deutschen', dessen dritte Strophe unsere heutige Nationalhymne ist, mit der Textzeile "Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt." Unsere deutsche Geschichte hat uns gelehrt – so ein Text macht Raum für Interpretationen auf.
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, der Autor des 'Lieds der Deutschen', schrieb diesen Text 1841. Da gab es noch nicht einmal einen deutschen Nationalstaat. Die Verteidiger des Textes sagen nun, dass von Fallersleben in seiner historischen Situation einfach meinte, uns Deutschen sollte Deutschland über alles gehen, wir sollten es uns zur wichtigsten Aufgabe machen, einen deutschen Nationalstaat zu schaffen und in diesem nach "Einigkeit, Recht und Freiheit streben", wie es später im Lied heißt.
Dieser Nationalstaat kam und plötzlich bekamen die Wörter eine neue Bedeutung. Sowohl im Deutschen Kaiserreich als auch unter den Nationalsozialisten wurde der Text eher so verstanden, dass Deutschland einen Platz über allen anderen Nationen in der Welt anstreben sollte. Und mit diesem gefährlichen Grundgedanken haben wir Deutschen zwei Weltkriege begonnen.
Den gleichen Interpretationsraum öffnet auch der Slogan "America First". Meint Trump damit, dass für ihn als US-Präsident die Interessen der USA an erster Stelle stehen oder meint er, dass die USA unter allen Nationen auf den ersten Platz gehören?
Aufgabe
America First
- Lies dir den Darstellungskasten 'Deutschland, Deutschland über alles' durch. Beschreibe in eigenen Worten die beiden Interpretationen, die sich aus dem Satz "Deutschland über alles" ableiten lassen.
- Vergleiche die Aussagen "Deutschland über alles" und "America First" miteinander, finde Gemeinsamkeiten und Unterschiede.
- Sieh dir die Videos oben an. Nimm danach zu folgender Frage begründet Stellung: "Ist Trumps 'America First' für die Länder außerhalb der USA eine Bedrohung?"
Dabeisein ist alles? Wir gewinnen, wir sind besser!
Die Olympischen Spiele der Neuzeit sind seit über hundert Jahren das Sportspektakel schlechthin. Alle vier Jahre kommen junge Athleten und Athletinnen zusammen und messen sich in dutzenden unterschiedlichen Sportarten, wie Radfahren, Leichtathletik, Basketball, Schwimmen und vielen mehr. Und obwohl die meisten Sportarten Individualsportarten sind - Die Sportler also jeweils alleine antreten, nicht im Team - werden die Medaillenerfolge in der deutschen Berichterstattung oft so gezählt:
Land | Gold | Silber | Bronze | Gesamt | |
---|---|---|---|---|---|
1. | USA | 39 | 41 | 33 | 113 |
2. | China | 38 | 32 | 18 | 88 |
3. | Japan | 27 | 14 | 17 | 58 |
4. | Großbritannien | 22 | 21 | 22 | 65 |
5. | Russland | 20 | 28 | 23 | 71 |
6. | Australien | 17 | 7 | 22 | 46 |
7. | Niederlande | 10 | 12 | 14 | 36 |
8. | Frankreich | 10 | 12 | 11 | 33 |
9. | Deutschland | 10 | 11 | 16 | 37 |
10. | Italien | 10 | 10 | 20 | 40 |
Der Blick auf den Medaillenspiegel gehört für uns völlig selbstverständlich zu den Olympischen Spielen. Hier wird gezählt, welche Länder wie viele Medaillen gewonnen haben. Die erfolgreichste Nation steht dabei ganz oben, die einzelnen Athlethen sind da dann nicht mehr so wichtig. Und auch der Geist von "Dabeisein ist alles" tritt da ziemlich in den Hintergrund.
Aufgabe
Nationalismus und Sport
- Erkläre in eigenen Worten, warum ein nach Nationalität sortierter Medaillenspiegel dem ursprünglichen Olympischen Gedanken widerspricht.
- "Sport ist perfekt, um den eigenen Nationalismus mal so richtig rauszulassen. Es schadet niemandem, denn es geht nicht wirklich um etwas." Erörtere diese Behauptung.
3. Wer nicht dazugehört ist ein Gegner
Im ersten Teil dieses Kapitels ging es um Stolz und Zusammenhalt, also darum, wie ein "starkes Wir" aussehen kann. Im zweiten Teil ging es um Konkurrenz, zum "starken Wir" kommt die Idee "vor allem und zu aller erst wir" dazu. Jetzt im dritten Teil müssen wir über Ablehnung und Ausgrenzung sprechen. Und darüber, was passiert, wenn aus "Wir" ein "Nur wir!" und ein "Auf gar keinen Fall die!" wird. Ich erzähle euch jetzt Geschichten, in denen aus einem "Wir sind toll!" schnell ein "Und die sind unsere Erbfeinde!" wurde.
Auch die Deutschen haben im 19. Jahrhundert nach gemeinsamen Geschichten, Legenden und Vorbildern gesucht. Eine sehr beliebte Geschichte war die vom
Germanen-Fürsten Arminius. Angeführt vom Statthalter Publius Varus zogen im Jahr 9 n. Chr. drei römische
Legionen durch den germanischen Teutoburger Wald. Das liegt in der Nähe des heutigen Bielefeld. Dort gerieten sie in einen Hinterhalt und wurden von
germanischen Kriegern vollständig besiegt - die sogenannte Varusschlacht. Der römische
Geschichtsschreiber Tacitus machte den Germanenfürsten Arminius dafür
verantwortlich und bezeichnete ihn als "Befreier Germaniens".
Für deutsche Nationalisten ist Arminius daher der perfekte Held: Aus dem lateinischen Namen Arminius wird im 19. Jahrhundert dann schnell der deutsche Hermann. Er habe die Germanen hinter sich vereint und gemeinsam mit vielen mutigen, germanischen Kriegern die römischen Eindringlinge zurückgeschlagen. Wie unter Hermann, sollten sich die Deutschen auch im 19. Jahrhundert vereinen.
Ab 1838 wurde dem "deutschen Helden" Hermann ein Denkmal errichtet, mitten im Teutoburger Wald, also dem vermutlichen Schauplatz der Varusschlacht. Dabei fand jede Gruppe ihre eigene Interpretation für die Geschichte: Manche sahen in Hermann den "Vereiner", ein Beispiel für Zusammenhalt der Deutschen und dafür, dass man gemeinsam auch harte Zeiten durchstehen kann.
Andere aber interpretierten mehr hinein: Das erhobene Schwert der Statue zeigt in Richtung Westen, also in Richtung Frankreich. Hermann vereine die Deutschen nicht nur, er führe sie auch in den Kampf gegen den großen Feind. Im Jahr 9 waren das die Römer, die vom westlichen Rheinufer kamen, im 19. Jahrhundert waren es in den Augen vieler deutscher Nationalisten die Franzosen. Egal ob gegen Römer oder Franzosen, im Kampf würden die Deutschen siegen.
Man machte also aus Hermann den Helden, den man gerade brauchte: Hermann, der die Deutschen zusammenbrachte oder Hermann, der die Deutschen gegen den Feind führte.
Hier findest du eine kleine Zusammenfassung zu wichtigen Ereignissen in den deutschen Staaten im 19. Jahrhundert. Vieles kennst du vermutlich bereits aus dem Geschichtsunterricht.
Quelle
Die Inschriften vom Hermannsdenkmal
Quelle
Die Inschriften vom Hermannsdenkmal
Auf dem Schwert steht:
DEUTSCHE:EINIGKEIT:MEINE:STAERKE
MEINE:STAERKE:DEUTSCHLANDS:MACHT
Nach 1871 wurden Inschriften am Sockel des Denkmals ergänzt:
Wilhelm, Kaiser, 22. März 1797,
Koenig von Preussen, 2. Januar 1861.
Erster Kaisertag, Versailles, 18. Januar 1871,
Krieg 17. Juli 1870,
Frieden 26. Februar 1871.
Der lang getrennte Staemme vereint mit starker Hand,
Der welsche Macht und Tücke siegreich überwand,
Der längst verlorne Söhne heimführt zum Deutschen Reich,
Armin, dem Retter ist er gleich.
Am 17. Juli 1870 erklaerte Frankreichs Kaiser, Louis Napoleon, Preuszen Krieg, da erstunden alle mit Preuszen verbündeten deutschen Volksstaemme und züchtigten vom August 1870 bis Januar 1871 im[m]er siegreich franzoesischen Uibermuth unter Führung des Koenigs Wilhelm von Preuszen, den am 18. Januar Deutsches Volk zu seinem Kaiser erhob.
Nur weil deutsches Volk verwelscht und durch Uneinigkeit machtlos geworden, kon[n]te Napoleon Bonaparte, Kaiser der Franzosen, mit Hilfe Deutscher Deutschland unterjochen; da endlich 1813 scha[a]rten sich um das von Preuszen erhobene Schwert alle deutschen Staem[m]e ihrem Vaterlande aus Schmach die Freiheit erkaempfend. Leipzig, 18. October 1813 – Paris, 31. Maerz 1814, Waterloo, 18. Juni 1815 – Paris, 5. Juli 1815.
Arminius liberator haud dubie Germaniae et qui non primordia populi romani, sicut alii reges ducesque, sed florentissimum imperium lacessierit: proeliis ambiguus, bello non victus.
[Übersetzung ins Deutsche: Armin, ohne Zweifel Deutschlands Befreier, der das römische Volk nicht in seinen Anfängen bedrängt hat wie andere Könige und Heerführer, sondern in der höchsten Blüte seiner Herrschaft: In Schlachten mit schwankendem Erfolge, im Kriege nicht besiegt. Zitiert nach Tacitus, Annales]
welsch: abwertender Begriff für Ausländer, die eine romanische Sprache sprechen, vor allem Franzosen und Italiener; heute veraltet.
Armin: Arminius eingedeutscht, häufig wurde Arminius auch als Hermann eingedeutscht.
verwelscht: siehe welsch, gemeint ist damit der politische Einfluss Frankreichs auf deutschsprachige Kleinstaaten, vor allem auf den Rheinbund.
Aufgabe
Arminius und Nationalismus
Lies dir die Inschriften in der Quelle oben durch.
- Markiere die Stellen, in denen es um Arminius/Hermann geht.
- Fasse zusammen, worum es in den restlichen Textstellen geht, die du nicht markiert hast.
- Stelle Vermutungen darüber auf, was die Inschrift den Menschen im Jahr 1875 sagen sollte. Beschreibe auch welche Gefühle dabei ausgelöst werden sollten.
Zusammenfassung
Ich habe dir in diesem Kapitel drei Ebenen beschrieben, die Nationalismus ausmachen. Und ich persönlich finde, dass diese drei Ebenen "Wir halten zusammen", "Wir sind besser als Ihr" und "Wer nicht dazugehört ist ein Gegner" im Nationalismus grundsätzlich zusammengehören. Meiner Meinung nach hört Nationalismus nie bei "Wir halten zusammen" auf.
Man könnte sich die drei Ebenen aber auch wie Treppenstufen vorstellen. Manche gehen die Nationalismustreppe bis zum Fremdenhass hinauf, andere bleiben unten auf der "Wir gehören zusammen"-Stufe stehen. Wenn dem so wäre, gäbe es tatsächlich einen ungefährlichen Nationalismus und einen gefährlichen Nationalismus.
Aufgabe
Was denkt ihr?
Diskutiert die beiden Aussagen oben in der Klasse. Steckt im Nationalismus grundsätzlich Ausgrenzung und Gegnerschaft oder gibt es einen ungefährlichen Nationalismus?